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Im Traum kannst du nicht lügen

Autor: Malin Persson Giolito
Verlag: Bastei Lübbe
Seiten: 457
Erscheinungsdatum: 26. Oktober 2017
weitere Bücher des Autors: 
Im Traum kannst du nicht lügen












Klappentext


Stockholm: Nach einem Blutbad an einem Gymnasium steht die achtzehnjährige Maja vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und der Lehrer Christer. Wie konnte es dazu kommen, dass dieses einstmals so beliebte Mädchen zur meistgehassten Person Schwedens wurde? Und ist sie überhaupt eine Mörderin?

Meine Meinung


Zur Buchgestaltung
Ich muss sagen, nur wegen des Covers wäre ich garantiert nicht auf das Buch aufmerksam geworden. Es ist doch eher nichtssagend und schlicht und auch, wenn ich genau diese Schlichtheit manchmal mag, ist sie hier kein wirklicher Eyecatcher. Das heißt nicht, dass ich das Cover hässlich finde, nur eben ein wenig zu schlicht und nichtsaussagend.
Das, was mich ein bisschen mehr stört am Cover, ist aber, wie wenig Zusammenhang es mit der Handlung hat. In der Geschichte wird ein Poolhaus erwähnt, deswegen bin ich mir inzwischen ziemlich sicher, dass es sich bei dem Bild auf dem Cover um ein Poolhaus handelt, aber auch wenn eins im Buch vorkommt, hat es mir zu wenig Bedeutung. Ich hatte lieber ein anderes Motiv gewählt, das in der Geschichte wichtigere ist.

Zum Buch
Ich habe hier ja schon öfter mal Bücher vorgestellt, von deren Cover ich echt fasziniert war, aber deren Handlung an sich nicht so gut war. Hier ist es auf jeden Fall anders herum!
Das Buch habe ich ja auf der Lesejury entdeckt, als ich mal wieder deren Aktionen durchgegangen bin. Und da bin ich auf "Im Traum kannst du nicht lügen" gestoßen, ein Buch, bei dem mich eher der Titel angesprochen hat als sonst etwas. Also draufgeklickt, die Inhaltsangabe gelesen und dann habe ich eigentlich schon gewusst, dass ich dieses Buch gewinnen muss. Nach der Leserunde war ich noch überzeugter und deswegen umso glücklicher, als das Manuskript bei mir ankam.
Aber um was geht es eigentlich in dem Jugendthriller? Maja steht in Stockholm vor Gericht. Sie wird angeklagt, an einem Amoklauf in ihrer Schule beteiligt gewesen zu sein, bei dem ihre beste Freundin, ihr Freund, ein Lehrer und noch zwei Mitschüler ums Leben kamen. Das ist also die Ausgangssituation, das weiß man gleich zu Anfang. Und damit breitet sich ein Prozess aus, der immer mehr von den wahren Geschehnissen enthüllt. Nicht nur im Rahmen der Gerichtsverhandlungen, es gibt auch viele Rückblenden, in denen von den Vorfällen vor dem Amoklauf erzählt wird, in den die Hintergründe ans Licht kommen, wie alles zusammenhängt. Alles in allem hat man also einen komplex gestrickten Thriller, der aus seeehr vielen kleinen Puzzlestückchen besteht, von denen man anfangs nur sehr wenige besitzt. Erst mit dem Laufe der Zeit erhält man ein klareres Bild, das sogar erst ganz am Ende komplett aufgelöst wird. Die Frage, ob Maja schuld ist, ob sie eine Mörderin ist, zieht sich durch das gesamte Buch und hat mich so komplett fesseln können, denn ich war mir bis zum großen Finale ziemlich unsicher, auch wegen der vielen Wendungen, die die Handlung nimmt.
Der Schreibstil macht die Handlung dann nochmal um einiges interessanter. Warum? Weil das Buch aus Majas Sicht geschrieben ist, aus ihrer Ich-Perspektive. Dann weiß man ja sofort, ob sie es getan hat ode nicht, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Aber nein! Die Autorin schafft es, aus der Sicht eines Charakters zu erzählen und gleichzeitig dessen Gedanken so unklar zu lassen, dass man sich über dessen Beweggründe nie sicher sein kann. Trotzdem hat man dieses "Ich bin direkt dabei"-Gefühl. Das Buch hat mich von Anfang an gepackt, ich liebe den Schreibstil den Malin Persson Giolito da verwendet. Er wirkt wie echte Gedanken und vor allem wie die Gedanken einer 18-Jährigen, was es einfach sooo authentisch macht. Ich liebe die Gedankengänge, die Denkweise. Wie die Autorin es schafft, so einfach zu schreiben, dass man das Buch verschlingt, aber auch die wichtigen Themen nicht außen vor lässt. Ein Satz hat sich mir da besonders eingeprägt. "Man ist unschuldig, bis das Gericht sagt, dass man schuldig ist". Und Majas Gedanken dazu sind noch spannender, wie sie das infrage stellt. Genauso "Die Wahrheit ist das, woran man sich entscheidet zu glauben". Das gibt einem doch wirklich etwas zum Nachdenken...
Es hängt natürlich alles mit der Protagonistin zusammen, dass mich sowohl Handlung als auch Schreibstil so gut gefallen haben. Denn Maja, aaah, Maja...von ihr weiß man wirklich nicht, was man halten soll. Die Ausgangssituation sagt einem, dass sie eine Mörderin ist. Ist se das wirklich? Keine Angst, die Frage beantworte ich jetzt nicht. Die Frage beantwortet auch Maja nicht, zumindest nicht sofort. Besonders am Anfang wirkt sie unglaublich distanziert, als würde sie der Prozess nicht betreffen. Das lässt sie kalt wirken. Aber mit der Zeit merkt man, dass sie mit dieser Distanz, mit ihrem Sarkasmus ihre Gefühle verbirgt. Ist das Hass? Trauer? Scham? Man weiß es nicht.Aber diese Gefühle sind da, lauern hinter den Mauern, die Maja aufgebaut hat, sie brodeln und brodeln und drohen überzukochen und es ist einfach nicht abzustreiten, dass Maja eine tolle Protagonistin darstellt. Nicht so einfach gestrickt. Nicht so toll und perfekt und nett. Nein, jemand der eindeutig schlecht über andere denkt und sich zum Beispiel für fast jeden, den sie trifft, einen verachtenden Spitznamen ausdenkt. Jemand, der die Geschichte noch lesenswerter macht. Und fast noch lesenswerter sind Majas Beziehungen zu anderen Personen. Sebastian, Amanda, Samir, Majas Eltern... Und immer, wenn man denkt, man hat eine Beziehung durchschaut, wenn man denkt, man wüsste wo die Reise hin geht, dreht sich alles und es entwickelt sich nochmal ganz anders. Auch bei den Nebencharakteren an sich ist es eben nicht so einfach, sie einzuordnen. Selbst die, von denen man denkt, sie wären nett und sympathisch, haben ihre dunklen Seiten und die von denen man anfangs vielleicht eher schlecht denkt, wachsen einem zum Ende hin vielleicht doch ans Herz. 

Mein Fazit


Hut ab, wirklich. "Im Traum kannst du nicht lügen" ist mal wieder eine Geschichte, die mich komplett gepackt und überzeugt hat, ein Thriller, dessen Ausgang mir nicht schon Seiten vorher klar war. Der Jugendroman hat mich nicht nur gefesselt und mich mit seinen interessanten Charakteren unterhalten, er hat mir auch einiges zum Nachdenken gegeben. Deswegen gibt es von mir volle 5 von 5 Sternen.
Für meine Challenges konnte ich damit auch gleich ein paar aufgaben lösen. Einmal ein Buch mit einer bösen Handlung zu lesen für die Jahreszeiten-Challenge und für die ABC-Lesechallenge habe ich damit ein preisgekröntes Buch gelesen.

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