Direkt zum Hauptbereich

Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt

 

Autor: Jesmyn Ward
Verlag: Kunstmann
Seiten: 299
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2018
weitere Bücher des Autors: 
Vor dem Sturm, Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt



Klappentext


Jojo wächst mit seiner jüngeren Schwester bei seinen Großeltern in Bois, Mississippi auf. Ihre Mutter, Leonie, ist drogensüchtig und kümmert sich nicht um, ihr Vater sitzt im Gefängnis und seine Eltern wollen nichts mit ihren Enkeln und ihrer Schwiegertochter zu tun haben, weil sie schwarz sind. Als der Tag der Entlassung ihres Mannes vor der Tür steht, packt Leonie ihre Kinder und macht sich zusammen mit ihnen und einer Freundin auf den Weg zur „Parchment Farm“, der ältesten und größten Haftanstalt Mississippis. Aber sie sind nicht allein auf ihrer Reise. Die Geister der Vergangenheit, die von der Gewalt und dem Unheil dieses Landstrichs künden, begleiten sie.

Meine Meinung


Es gibt sie, diese Bücher, die eine lange Zeit auf dem Stapel ungelesener Bücher liegen, bis man sie endlich einmal zur Hand nimmt. Bei deren Anblick man sich immer wieder denkt "das hört sich so gut an" und dann doch wieder "aber nicht heute". "Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt" lag nun ein paar Jahre eben so bei mir und ich bin sehr froh, es nun endlich, endlich, gelesen zu haben!
Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie in Mississippi. Von Jojo, einem 13-jährigen Jungen, der schon in diesem Alter einiges an Verantwortung tragen muss, unter anderem für seine Schwester Kayla. Weil sein Vater Michael im Gefängnis ist und seine Mutter Leonie drogensüchtig. Sie leben bei den Großeltern, die für Jojo und Kayla zum Elternersatz geworden sind. Dann rückt der Tag von Michaels Entlassung näher und Leonie nimmt ihre beiden Kinder und eine Freundin mit in den Norden, um ihn abzuholen. Auf diesem kurzen Trip erfährt man unheimlich viel über diese Familie – über ihre Vergangenheit, die Schwächen jedes einzelnen, über die Hoffnung, die es für sie gibt.
Es ist nicht gerade einfach, in diesen Roman einzufinden. Jesmyn Ward macht es ihren Lesern nicht sehr leicht. Die Themen sind schwer verdaulich, machen etwas mit dir, regen zum Nachdenken an. Doch genau das macht die Geschichte eben auch sehr besonders. Die Autorin erzählt hier eine Geschichte von Ungerechtigkeiten, Liebe, tief verwurzeltem Hass und Rassismus, aber vor allem von Familie. Und diese Familie hat mich nach einem ein klein wenig holprigen Start sehr für sich eingenommen. Nicht, weil sie so so schön ist und zusammenhält, sondern weil Jesmyn Ward hier aufzeigt, dass in einer Familie ganz sicher nicht alles immer schön laufen muss. Dass vieles schief läuft, kaputt geht, vielleicht irreparabel. Dass es aber dennoch Hoffnung gibt. Was mir ein wenig zu viel war, war die Geister-Thematik. An vielen Stellen hat sie der Geschichte viel gegeben, doch besonders am Ende wurde mir der Fokus darauf zu arg.
Dafür verwendet sie eine sehr einfache, oft umgangssprachliche Sprache. Mit der wurde ich nicht direkt warm, vielleicht auch, weil sich das im Deutschen oft etwas seltsam anhört. Doch mit der zeit wurde das deutlich besser und ich konnte auch die Poesie dahinter würdigen. Auch wenn es teils sehr brutal wurde. Wer einen sensiblen Magen hat, sollte hier nicht während des Lesens essen, denn Jesmyn Ward scheut sich nicht davor, schonungslos zu schildern.
Erzählt wird "Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt" aus mehreren Perspektiven. Die wichtigsten sind die von Jojo und Leonie. Und oh wow, diese beiden Perspektiven haben es in sich, sie sind beide so wichtig für das Buch. Die Autorin schildert die Gedanken und inneren Kämpfe ihrer Charaktere ganz großartig! Diese Charaktere zu mögen, ist nochmal etwas ganz anderes, aber darauf ist dieses Buch wohl eher nicht ausgelegt. Doch wie Jesmyn Ward beispielsweise beschreibt, was Leonie denkt und wie sie dann handelt, war unfassbar gut. Erschreckend und zum Haare raufen, aber nichtsdestotrotz gut.

Mein Fazit


Alle, die lieber nicht mit allzu harten Themen in Büchern konfrontiert werden möchten, sollten lieber die Finger von "Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt" lassen. Denn dieser Roman ist ziemlich hart und schonungslos und nichts für schwache Nerven. Genau die Art Buch, die ich liebe, auch wenn ich nicht zu viele davon hintereinander lesen sollte. Nur der übernatürliche Aspekt hätte meiner Meinung nach nicht ganz so sehr im Fokus stehen müssen, doch ansonsten war das Buch ein Highlight für mich und erhält 4,5 von 5 Sternen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Bevor ich dich sah

  Autor:  Emily Houghtin Verlag:  Heyne Seiten:  422 Erscheinungsdatum:  12. Juli 2021 weitere Bücher des Autors:  Bevor ich dich sah Klappentext Als Alice Gunnersley ausgerechnet das Krankenhausbett neben dem immer gut gelaunten Alfred Mack zugeteilt wird, kann sie ihr Pech kaum fassen. Denn während Alfie in einer Tour quasselt, will Alice einfach nur ihre Ruhe haben. Seit sie mit schweren Verbrennungen ins St.-Francis-Hospital eingeliefert wurde, spricht sie mit niemandem, vermeidet jeden Blick in den Spiegel und hält den Vorhang, der ihr Bett vom Rest der Station trennt, fest verschlossen. Als sie eines nachts jedoch hört, wie Alfred heftige Albträume quälen, wird ihr klar, dass sie nicht die einzige ist, die mit ihrem Schicksal hadert. Von nun an teilen sie Nacht für Nacht ihre Ängste und Sorgen miteinander. Gemeinsam stellen sie fest, dass es in Ordnung ist, wenn das Leben mal nicht in Ordnung ist. Dass die unsichtbaren Verletzungen oft mehr weh tun al...

Der letzte Stern

Klappentext Vier Tage - mehr bleiben nicht mehr bis zur fünften, tödlichen Welle, mit der die Anderen alles zerstören und die Menschheit ausrotten wollen. Gemeinsam mit einer Handvoll Getreuen schmiedet Cassie in einer geheimen Unterkunft einen tollkühnen Plan, um im letzten Augenblick doch noch das Blatt zu wenden: Sie werden in die Offensive gehen, ins Herz des feindlichen Lagers vordringen und die Anderen von innen heraus vernichten.  Doch kann ein solcher Angriff gelingen? Und sind sie wirklich alle in ihrer kleinen Truppe auf Cassies Seite? Oder hat der Feind sie schon unterlaufen, heimlich Misstrauen und Zwietracht gesät, seine Spione eingeschleust? Cassie beschließt das Risiko einzugehen, auch weil es keinen anderen Ausweg zu geben scheint. Und so rüsten sie zum letzten großen Kampf - einem Kampf ohne Wiederkehr und mit ungewissem Ausgang...

Drive Me Crazy

Autor:  Beth O'Leary Verlag:  Diana Verlag Seiten:  478 Erscheinungsdatum:  13. September 2021 weitere Bücher des Autors:  Love to Share – Liebe ist die halbe Miete , Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe, Drive me Crazy – Für die Liebe bitte wenden Klappentext Die Playlist steht, die Snacks sind gepackt: In ihrem Mini machen sich Addie und Deb auf den Weg nach Schottland zur Hochzeit ihrer besten Freundin. Kurz nach dem Start fährt ihnen ein Auto auf. Der Fahrer ist ausgerechnet Addies Ex Dylan, den sie seit ihrer traumatischen Trennung vor zwei Jahren tunlichst gemieden hat. Dylan und sein bester Freund Marcus fahren auch zur Hochzeit. Ihr Auto ist ein Totalschaden und Addie hat keine andere Wahl als ihnen eine Mitfahrgelegenheit anzubieten. In einem bis unters Dach mit Gepäck und Geheimnissen vollgestopften Mini entpuppt sich der Roadtrip als Katastrophe: 500 Kilometer liegen vor ihnen, und Addie und Dylan können nicht mehr vor ihrer vertrackte...