Ich hab ja schonmal etwas zu dieser Verfilmung von "Stolz und Vorurteil" geschrieben, vor ungefähr einem Jahr, aber erstens war meine Rezension dazu ziemlich kurz und zweitens hat sich meine Meinung dazu geändert. Was ganz eindeutig daran liegt, dass ich die Vorlage zum Film jetzt kenne. Ich mag den Film immer noch total gerne, keine Frage, aber ich weiß jetzt auch, wie viel sie im Vergleich zum Buch abgeändert haben, einige Änderungen waren eher klein, andere schon größer und da will ich auch näher drauf eingehen, deswegen, wer weder Buch noch Film kennt: Achtung Spoiler!
Auf die Handlung will ich jetzt nicht nochmal eingehen, ich denke, dazu habe ich in den Rezensionen zum Buch und zur Verfilmung von 1995 genug gesagt. Stattdessen erstmal zu den Darstellern. Keira Knightley mag ich in der Rolle der Elizabeth gerne. Sie ist höflich und bringt auch ihren Humor gut rüber. Das Einzige, was mich bei ihr ein bisschen gestört hat. war, dass sie in manchen Szenen, in denen sie ja schon wütend ist, noch zu höflich wirkt, aber vielleicht liegt das ja an der deutschen Synchronsprecherin und im Original ist es anders... Auch Mathew MacFayden passt gut als Mr. Darcy, auch wenn ich finde, dass er eher deprimiert als arrogant rüberkommt. Bei ihm hab ich noch mehr Kritikpunkte, aber darauf komm ich nochmal zurück. Wer mir richtig gut gefallen hat, ist Elizabeths Familie, die Bennets. Jane ist mit Rosamund Pike perfekt besetzt, denn sie ist - vor allem im Vergleich zu der Jane aus der anderen Verfilmung - tatsächlich hübsch und wirkt auch genau so, wie ich sie mir im Buch vorgestellt habe. Sie lächelt viel, ist aber trotzdem zurückhaltend und nachdem Mr. Bingley abgereist ist, wirkt sie eindeutig niedergeschlagener. Mrs. Bennet sowie Kitty und Lydia sind so dämlich, wie man sie sich nur vorstellen kann und kichern, wann es nur möglich ist, und Donald Sutherland als Mr. Bennet passt auch einfach perfekt.
Aber jetzt mal zu den Abweichungen vom Buch. Es ist ja eigentlich vorherzusehen, dass ein Film, selbst wenn er zwei Stunden dauert, nicht ein ganzes Buch abdecken kann. Das hat ja auch die dreiteilige Verfilmung von 1995 geschafft, die immerhin insgesamt 4,5 Stunden geht. Es ist also klar, dass etwas wegfallen musste, dass etwas fehlt. Ich finde auch, dass der Film sich bemüht, möglichst die Stimmung vom Buch einzufangen und das Wichtigste unterzubringen, was auch gut gelungen ist. Im Großen und Ganzen kann man nicht meckern, denn oft wurden auch Zitate aus dem Buch direkt übernommen. Es gibt jedoch zwei, drei Sachen, die ich doch ziemlich schade fand.
Erstens ist die Handlung am Ende sehr gequetscht. Was sich im Buch über ein oder zwei Wochen hinzieht - Bingleys Antrag, Lady de Burghs Besuch und dann Darcys Antrag - wird hier in ein, zwei Tage gequetscht, was ich nicht nur sehr schnell fand sondern noch dazu auch unrealistisch. Hier wurde nämlich auch gar nicht erklärt, wie Lady de Burgh von Darcys Antrag erfahren hat. Aber auch so ganz allgemein fand ich das Ende sehr schnell abgehandelt, was echt schade ist...
Die zweite Sache ist, dass der Film schon sehr Hollywood-mäßig gemacht wurde. Ein Beispiel? Statt dass der erste Antrag von Mr. Darcy bei den Collins im Pfarrhaus passiert, macht er ihn draußen, an einem Denkmal oder was auch immer (auf jeden Fall sehen die Säulen ganz nett aus) und das auch noch im strömenden Regen. Geht noch mehr Hollywood? Ich glaube ja nicht.
Und drittens wirkt Darcy in dem Film nicht halb so sympathisch, wie er dem Leser im Buch zum Ende hin wird. Der Grund dafür ist eindeutig, dass wie schon gesagt nicht alles aus der Vorlage übernommen werden konnte, aber es wurden eben genau die Szenen weggelassen, in denen Darcy Sympathiepunkte sammelt. Dass man nicht sofort von seiner "Schwärmerei" für Elizabeth erfährt, ist ja noch okay, das kann man meiner Meinung nach weglassen. Aber die Zeit im Pemberley, also an seinem Anwesen, wurde dermaßen gekürzt, dass kaum noch etwas davon übrig bleibt. Dabei ist die Zeit dort total wichtig, um diese andere, offene und freundliche Seite von Darcy zu entdecken! Stattdessen wurde das in dieser Filmversion wirklich extrem gekürzt, es ist quasi nur ein Besuch dort und auch da kommt Darcys plötzliche Freundlichkeit nicht richtig rüber, wirkt eher aufgesetzt, nachdem er die ganze Zeit eher arrogant war. Zwar finde ich, dass Darcy von Anfang an nicht so unsympathisch rüberkam - was wohl an seinem leidenden Dackelblick liegt -, und das Ende ist auch so schön, aber es fehlt eben, dass man Elizabeths Wandel versteht und Darcy ebenfalls lieben lernt.
Trotz allem finde ich die Verfilmung von "Stolz und Vorurteil" recht gelungen, es enthält - bis auf die genannten Ausnahmen - eigentlich alle wichtigen Szenen und bringt das Feeling des Buches gut rüber.
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