Autor: Anika Landsteiner
Verlag: Fischer Krüger
Seiten: 346
Erscheinungsdatum: 28. April 2021
weitere Bücher des Autors:
Gehen, um zu bleiben, Mein italienischer Vater, Leben wird aus Mut gemacht, So wie du mich kennst
Klappentext
Karlas Leben ist stehengeblieben. Sie trägt eine Urne nach Hause, darin die Asche ihrer Schwester Marie. Und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war. Marie war Karlas Seelenverwandte, ihr Kompass in diesem Chaos, das sich Leben nennt. Und während sich dieses Chaos um sie herum einfach weiterdreht, reist Karla nach New York, um dort die Wohnung ihrer Schwester aufzulösen. Als sie Fotos findet, die so verstörend wie alltäglich sind, fragt sie sich, wie gut sie Marie wirklich kannte. Die Schwester, die so ganz anders lebte als sie. Die erfolgreich und selbstbewusst war. Was Karla auf den Bildern sieht, verändert ihren Blick auf Marie, ihren Blick auf sich selbst und auf das ganze Leben vor ihr.
Meine Meinung
Vor ein paar Jahren habe ich Anika Landsteiners Romandebüt gelesen, "Mein italienischer Vater". Davon war ich sehr begeistert und nahm mir vor, mehr von der Autorin zu lesen, sollte etwas Neues kommen. Es kam etwas Neues, das ich nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Und dann kam nun noch ein neues Buch, was wieder in meinen Instagram-Radar kam. Zunächst einmal habe ich mich nicht weiter mit "So wie du mich kennst" auseinandergesetzt, doch dann las ich, dass der Roman unter anderem in Unterfranken spielt. Und nun ja, als Unterfränkin machte mich das neugierig.
Die Geschichte dreht sich um die Schwestern Karla und Marie, die sehr unterschiedlich sind, was nicht allein die Tatsache zeigt, dass Marie, die Jüngere, nach New York gezogen ist, während Karla, die Ältere, in ihrer Heimat in Unterfranken geblieben ist. Doch trotz ihrer Unterschiedlichkeit stehen die beiden sich sehr nahe. Deshalb bricht für Karla auch eine Welt zusammen, als Marie durch einen Unfall ums Leben kommt. Als ein Schritt ihrer Trauer fliegt sie nach New York, um dort die Wohnung ihrer Schwester aufzulösen – und entdeckt dort etwas, das sie hinterfragen lässt, wie gut sie Marie eigentlich kannte.
Die Spannung in "So wie du mich kennst" ist eher unterschwellig. Man könnte meinen, im gesamten Buch geschieht nicht allzu viel, weswegen ich auch ein wenig brauchte, um richtig drin zu sein in der Handlung. Doch die Story rund um Karla und Marie hat mich dann doch gepackt. Sobald ich aber drin war, wollte ich unbedingt wissen, wie Karla ihre Trauer bewältigt – und was Marie widerfahren ist. Das Ende war für mich dann irgendwie nicht so, wie ich es erwartet hatte. Einerseits passte es allgemein zur Geschichte, fing die Stimmung schön ein, doch etwas daran ließ mich irgendwie unzufrieden zurück.
Was mir allerdings wirklich gut gefiel, was die Atmosphäre des Buches. Anika Landsteiner hat diese wirklich unfassbar schön eingefangen, schaffte es für mich, sowohl das hektische New York als auch das ruhige Unterfranken einzufangen. Letzteres gelang ihr wirklich großartig. Ich muss schon sagen, durch ihre Beschreibungen und Dialoge fühlte ich mich direkt in meine Heimat versetzt. Selbst wenn die Autorin gerade eine Szene in New York beschrieb, musste nur das Telefon aus Karlas Heimatort heraus klingeln und schon bekam ich direkt dieses Feeling.
Überhaupt bin ich großer Fan des Schreibstils. Anika Landsteiner weiß wirklich mit Worten umzugehen, schreibt auf eine ganz ruhige Art. Dabei schafft sie es trotzdem, dass man gespannt an den Seiten hängt, weil man endlich wissen möchte, was denn nun passiert ist. "So wie du mich kennst" strahlt ganz viel Melancholie aus, die Grundstimmung im Roman ist traurig, durchzogen von Maries Tod. Selbst in eigentlich fröhlichen Szenen kommt das rüber und hat mich so wirklich überzeugen können.
Ebenfalls bin ich großer Fan der Charaktere beziehungsweise von den beiden Protagonistinnen, Karla und Marie, aus deren Sicht man abwechselnd das Geschehene erfährt. Die beiden Schwestern sind mir in ihrer Art sehr ans Herz gewachsen, besonders die Bindung zwischen den beiden ist ganz besonders. Anika Landsteiner beschreibt hier zwei sehr verschiedene und beide für sich sehr facettenreiche Frauen, die beide ihre Fehler haben und doch total liebenswert sind. Da war es mir auch egal, dass die anderen Charaktere dagegen etwas fahl wirken. Marie und Karla strahlen dafür umso stärker.
Mein Fazit
"So wie du mich kennst" war in gewisser Hinsicht ein besonderes Buch für mich. Dauernd liest man von den USA, von England, von überall aus der Welt oder auch mal aus Deutschland – doch dieser Roman war zumindest für mich der erste, der in meiner Heimat stattfand, nämlich in Unterfranken, und Anika Landsteiner hat den Ton dafür perfekt getroffen. Auch sonst mochte ich die Geschichte sehr, auch wenn mich ein paar Punkte nicht gänzlich überzeugen konnten. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.
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