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Ausgerechnet du und ich

Autor: Ayisha Malik
Verlag: Heyne Verlag
Seiten: 477
Erscheinungsdatum: 9. Mai 2017
weitere Bücher des Autors: 
Ausgerechnet du und ich




Klappentext


Beziehungsstatus: kompliziert

Sofia ist witzig, hübsch und arbeitet in einem Londoner Verlag. Sie ist außerdem Muslimin und wünscht sich einen Mann, der dafür offen und gleichzeitig modern ist. Als ihre Chefin ihr vorschlägt, einen Dating-Guide für Muslime zu schreiben, schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber Imran ist zu traditionell. Naim zu unzuverlässig. Abid leider schwul. Als ihr Vater krank wird, springt sie ihm zuliebe über ihren Schatten und verlobt sich mit Imran. Die Familie ist selig – aber Sofia merkt, dass sie Imran gar nicht liebt. Und dass sie sich stattdessen in jemand anderen verliebt hat ...

Meine Meinung


Zur Buchgestaltung
Dieses Cover strahlt Lebensfreude aus! Und ist ein bisschen kitschig, so wie es mit seiner Farbgebung nach einer indischen Geschichte schreit. Doch irgendwie ist es trotzdem mal eine andere Gestaltung, ohne die obligatorischen Pärchen-Silhouetten, strahlt trotzdem eine gewisse Romantik aus und gefällt mir so doch ganz gut.

Zum Buch
Was passiert, wenn ich erst eine Serie über eine indische Familie in den USA suchte und dann nach einer perfekten Urlaubslektüre suche? Richtig, ich wähle das eine Buch über eine indische Familie (in UK, nicht US) aus, das ich besitze und werfe alle vorigen Lesepläne einfach mal so über Bord. Ich wollte eigentlich das Buch zu einer Serie lesen? Egal. Vielleicht eines, das schon Jahre auf meinem SuB liegt? Nah... Oder doch mal wieder ein Thriller? Nein, nein und nochmals nein.
Also zog ich "Ausgerechnet du und ich" aus meinem Regal und war offenbar in genau der richtigen Stimmung (wegen erwähnter Serie) dafür, um es ziemlich gut zu finden. Nicht weltbewegend, aber auf alle Fälle unterhaltsam und interessant. 
Die Geschichte um Sofia hört sich erst einmal an wie die jeder Menge Rom Coms vor ihr: Sie trennt sich von ihrem Freund, schwört eigentlich den Männern ab, gerät dann aber durch widrige Umstände (hier: zur Recherche für ein erstes eigenes Buch) zu einem Dating-Marathon – wobei sie natürlich die Liebe findet. Was dieses Buch in meinen Augen besonders machte, war der kulturelle Ansatz. Sofia ist nämlich gläubige Muslimin, das reicht vom Kopftuch, das sie immer trägt über Abstinenz bis hin zur Tatsache, dass sie ihre Jungfräulichkeit für nach der Ehe aufspart. Diese Lovestory unter dieser kulturellen Bedingung zu lesen, war für mich auf jeden Fall besonders und auch interessant. Denn seien wir ehrlich: Wir leben in einer Bubble unserer eigenen Gewohnheiten und Ansichten und egal, für wie offen wir uns halten, gewisse Lebensweisen können wir uns nicht vorstellen. Zum Beispiel, dass Frauen sich dazu entscheiden, einen Mann zu heiraten, der bereits verheiratet ist. Oder dass manche Männer tatsächlich von ihren Frauen erwarten, mit ihm und ihren Eltern einzuziehen. Ich fand es unfassbar gut gemacht, wie Ayisha Malik ebendiese (anscheinend noch immer ausgeübten) Klischees hernimmt und mit ihnen in diesem Roman aufräumt. Wie sie nicht nur davon berichtet, sondern Geschichten darum strickt, eine doch auch heitere Liebesgeschichte darum strickt. Also ja, die Grundidee in "Ausgerechnet du und ich" ist nicht besonders und ich habe mir sehr schnell denken können, wie der Ausgang sein wird, aber hier war das gar nicht so wichtig. Vielmehr waren die Voraussetzungen für die Geschichte wichtig und welche Konsequenzen sie für den Verlauf haben, nicht unbedingt, wo sie hinführt. Wobei ich sagen muss, dass mir der Ausgang doch dann eine Spur (okay, mehr als eine Spur) zu drüber war. Ohne viel mehr zu verraten, aber es hätte wirklich ein bisschen weniger dramatisch sein können.
Ayisha Maliks Schreibstil empfand ich als ganz nett, nicht besonders, aber schön lesbar. Die Autorin entschied sich dazu, nach Monaten, Tagen und sogar Minuten aufzuteilen und ich bin mir noch immer nicht sicher, was ich davon halten soll. Teilweise wirkte es mir zu sehr wie ein Tagebuch, in das die Protagonistin ihre Gedanken schrieb. Was wahrscheinlich die Intention der Autorin war, aber das brachte mit sich, dass sie immer weider Nichtigkeiten erwähnte, die wirklich nicht so viel Platz einnehmen hätten sollen.
Auch weiß ich noch nicht genau, was ich von Sofia halten soll. Hatte sie mir ein paar Macken zu viel? Oder machte sie nicht gerade das so schön authentisch? Ich tendiere eher zu Letzterem, denn je länger ich darüber nachdenke, wie sie sich in gewissen Situationen verhält, wie sie auf Situationen, besonders wenn es um Männer geht, verhält, war sie doch eine sehr gute Identifikationsperson. Manchmal hätte ich sie schütteln können, weil sie etwas nicht merkte, aber gleichzeitig erinnerte sie mich damit an mich. Und wie stark sie wiederum in anderen Situationen ist, war einfach wunderbar. Außerdem war es für mich unfassbar spannend, über eine gläubige Muslimin zu lesen. Ich selbst bin katholisch aufgewachsen und habe nie so eine starke Verbindung zu meiner Religion gespürt, als dass ich das nachvollziehen könnte, aber es war irgendwie doch schön darüber zu lesen, wie viel Kraft Sofia aus ihrem Glauben zieht, wie viel er ihr gibt. 
Mit den weiteren Charakteren hatte ich noch mehr Probleme. Mir kam es nicht so vor, als hätte man noch eine weitere Figur sehr gut kennengelernt, auch nicht die männlichen Parts, die im Buch eine Rolle spielen. Stattdessen bleiben sie eher in einer Art Zwischenwelt – man erhascht keinen längeren Blick hinter ihre Fassaden, blass bleiben sie aber auch nicht wirklich. Irgendetwas dazwischen eben, das mich in der Konsequenz eher auf Distanz zu den Nebencharakteren hielt.

Mein Fazit


Zwei Gegensätze, die so erstmal nicht zusammenpassen wollen – so könnte man "Ausgerechnet du und ich" ganz grob umreißen. Denn wo dieses Buch die muslimische Kultur und den Wert der Religion stark thematisiert, ist es doch genauso auch eine Rom Com und folgt dem Schema F des Genres. Für mich war es vor allem der erste Punkt, der die Geschichte für mich besonders machte. Es war unheimlich interessant, die schon bekannte Geschichte in der Perspektive einer Muslimin erzählt zu bekommen. Einige Kritikpunkte habe ich zwar trotzdem, aber allein das machte für mich so viel aus, dass ich 4 von 5 Sternen vergebe.

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