Autor: Sally Rooney
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Seiten: 317
Erscheinungsdatum: 17. August 2020
weitere Bücher des Autors:
Gespräche mit Freunden, Normale Menschen
Klappentext
Die Geschichte einer intensiven Liebe: Connell und Marianne wachsen in derselben Kleinstadt im Westen Irlands auf, aber das ist auch schon alles, was sie gemein haben. In der Schule ist Connell beliebt, der Star der Fußballmannschaft, Marianne die komische Außenseiterin. Doch als die beiden miteinander reden, geschieht etwas mit ihnen, das ihr Leben verändert. Und auch später, an der Universität in Dublin, werden sie, obwohl sie versuchen, einander fern zu bleiben, immer wieder magnetisch, unwiderstehlich voneinander angezogen. Eine Geschichte über Faszination und Freundschaft, über Sex und Macht.
Meine Meinung
Zur Buchgestaltung
Es gibt Bücher, deren Gestaltung ist mir mehr oder weniger egal. Wenn sie mir gefallen, ist das natürlich großartig, aber wenn nicht, ist es eben so. So war es bei mir und "Normale Menschen" – das Cover interessierte mich nicht so sehr beziehungsweise war kein Grund für mich, das Buch haben oder nicht haben zu wollen. Ich finde das Cover auch eher mittelmäßig. Es ist nunmal sehr einfach, in Grün und Blau mit den Strich-Portraits einer Frau und eines Mannes. Was ich am Cover allerdings wirklich toll fand, war die Struktur: Die hat Rillen und macht das haptische Erlebnis einfach ein wenig besonderer.
Zum Buch
Der Grund, weshalb "Normale Menschen" mich neugierig gemacht hatte, war die Diskussion um Sally Rooney. Die junge Autorin wird als die Stimme der Millenials gehandelt und ihr Roman wird sowieso hoch gelobt. Also zögerte ich nicht lange und fragte ihn im Bloggerportal an. Witzigerweise habe ich auch den ersten Roman der Autorin, "Gespräche mit Freunden", bei mir liegen – natürlich noch ungelesen. Das werde ich nach der Lektüre hier aber wahrscheinlich auch bald mal ändern.
Ich war nämlich doch sehr angetan von dieser Geschichte. Dabei hört sie sich im ersten Augenblick so gar nicht bemerkenswert an. Es geht nämlich, ganz grob gesagt, um Marianne und Connell, zwei sehr unterschiedliche Menschen, die aus verschiedenen Umfeldern stammen und dennoch eine Beziehung miteinander anfangen. Die Idee dahinter ist also wirklich alles andere als frisch. Das Ganze ist natürlich nicht uninteressant und geht auch weiter als die Frage "Kommen sie jetzt zusammen oder nicht?". Ich habe gerne das Auf und Ab in Mariannes und Connells Leben und der Beziehung zueinander gelesen.
Das wirklich Bemerkenswerte daran, war für mich die Art, wie Sally Rooney das Lebensgefühl einer Generation aufgreift. Klar, vieles ist sehr dramatisch dargestellt und ich persönlich kenne niemanden, der in einer Beziehung solchen Machtspielen zum Beispiel ausgesetzt war, aber in abgeschwächter Form dann eben doch. Der Einblick, den man hier in die Köpfe der Protagonisten erhält, ist erschreckend und faszinierend zugleich. Warum tun sie das anderen an? Wieso tun sie das sich selbst an? Diese Frage stellte ich mir dauernd.
Der Stil der Autorin ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil anders. Das liegt zum Einen am Offensichtlichen, dass beispielsweise keine Anführungszeichen in Dialogen verwendet werden. Aber auch an den eher kühlen, etwas distanzierten Beschreibungen. Doch bei mir dauerte es keine zwanzig Seiten, bis ich mich daran gewöhnt hatte und ab da kam ich wunderbar durch das Buch. Denn so kühl Sally Rooney auch schreibt, so erfrischend fand ich das. Sie bedient sich entsprechend auch keinem Kitsch, sondern ist fast schon sachlich. Etwas, das ich sicherlich nicht immer lesen könnte, aber so mal eingestreut war es wunderbar, mal kein Drama miterleben zu müssen. Und auch die Sprache, die verwendet wird, gefiel mir so gut. Eben weil sie nicht schön geredet wird. Stattdessen schreibt Sally Rooney ziemlich hart. Ein schöner Gegensatz zum typischen New Adult Buch, in dem sich die Protagonisten (die dasselbe Alter haben wie Marianne und Connell) zum Beispiel während des Sex anschmachten. Und hier...tun sie das eben nicht.
Auch die Charaktere waren einfach mal anders. Connell und Marianne sind sicherlich keine einfachen Figuren mit ihren Eigenheiten und den oft skurril wirkenden Handlungsweisen. Immer wenn ich anfange darüber nachzudenken, ob ich die beiden sympathisch fand, will ich automatisch "Nein" sagen. Doch dann drehen sich meine Gedanken ein Stück weiter und ich komme zu einer anderen Eigenschaft, dann zur nächsten, die Art, wie die beiden auf gewisse Umstände reagieren. Und plötzlich hat man unfassbar facettenreiche Charaktere, die jenseits von Schwarz und Weiß sind und von deren Vielseitigkeit man natürlich nicht jede Seite mag, aber dennoch genug, um sich mit ihnen einerseits identifizieren zu können und sie andererseits auch zu mögen.
Mein Fazit
Ich war ja wirklich sehr neugierig auf diese Geschichte – und wurde nicht enttäuscht. Hinter "Normale Menschen" steckt wirklich mehr, als es zunächst den Eindruck macht, und vor allem die Andersartigkeit, mit der Sally Rooney diese eigentlich nur allzu bekannte Geschichte erzählt, hat mir sehr gefallen. Nur ab und an fand ich es dann zu viel des Guten. Deswegen gibt es von mir auch nicht die volle Punktzahl, sondern 4,5 von 5 Sternen. Und eine klare Leseempfehlung!
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