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Wilde Freude

 

Autor: Sorj Chalandon
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Seiten: 284
Erscheinungsdatum: 21. August 2020
weitere Bücher des Autors: 
Die Legende unserer Väter, Rückkehr nach Killybegs, Die vierte Wand, Mein fremder Vater, Am Tag davor, Ausgerechnet du und ich


Klappentext


Als die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Brustkrebs bekommt, verlässt sie ihr Mann, weil er das Leid seiner Frau nicht erträgt. Den Rat ihrer Ärzte, sich Unterstützung zu suchen, setzt sie auf überraschende Weise um: Ihre engsten Verbündeten im Kampf gegen den Krebs werden Brigitte, Assia und Mélody, allesamt Frauen, denen das Schicksal nicht wohlgesinnt war. Und so zögert Jeanne nicht lang, als ihre Mithilfe gefragt ist bei einem gewagten Coup: Geplant ist ein Überfall auf den größten Juwelier der Stadt, im Herzen von Paris.

Meine Meinung


Zur Buchgestaltung
Ihr könnt es auf meinem Bild nicht sehen, weil ich das Buch "ausgezogen" habe und der Umschlag momentan auch nicht greifbar ist, aber schaut euch dieses Cover bitte mal an. Wenn man von einer Typolösung spricht (also nur Schrift auf dem Cover) hört sich das vielleicht erst einmal unspektakulär an, ist es in diesem Fall aber überhaupt nicht! Ich bin wirklich großer Fan dieses Covers, auf dem sich auf schwarzem Grund der Titel mehrfach in verschiedensten Rottonverläufen zeigt. Es ist elegant, wunderschön und strahlt in der geschwungenen Schrift genau das aus, was geschrieben steht – wilde Freude.

Zum Buch
Wenn ich mein Leseverhalten über die letzten Jahre hinweg betrachte, fällt eines auf: Während ich vor ein paar Jahren noch überwiegend Jugendbücher gelesen habe, aufgemischt durch einen gelegentlichen Thriller oder Liebesroman, später abgelöst durch viel New Adult, hat sich bei mir schon einiges verändert. ich versuche, bewusst auch mal zu anderen Genres zu greifen, zu welchen, die ich eigentlich noch nicht gelesen habe, für die ich weiß, dass ich vielleicht länger brauche. Dazu gehören für mich Sachbücher, Klassiker, historische Romane und Literatur. 
"Wilde Freude" gehört in die Kategorie Literatur, ein Roman über krebskranke Frauen, die dem Leben trotzen. Nichts, auf das ich eigentlich aufmerksam geworden wäre, doch das hier machte mich dann eben doch neugierig. Vielleicht, weil Sorj Chalandins "Am Tag davor" so hochgelobt war. Und da ich den anderen Roman rein thematisch so gar nicht einordnen kann, fing mich "Wilde Freude" eben doch einw enig mehr ein.
Und so tauchte ich in das Leben von Jeanne. Sie ist Pariserin, Buchhändlerin, wird gerade 40 – und ihr wird Brustkrebs diagnostiziert. Ein ziemlicher Schock für sie, die doch so gesund lebt, noch so jung ist. Doch es hilft nichts, Jeanne wird operiert und muss in Chemo. Dort lernt sie erst Brigitte kennen, ebenfalls Krebspatientin, und dann Assia und Mélody. Jede der vier Frauen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen und genau das schweißt sie so eng zusammen. Auch Jeanne, die bei den Dreien einzieht, als ihr Mann sie verlässt. Er könne es nicht ertragen, sie leiden zu sehen. Und schließlich begehren die Frauen auf – und überfallen einen Juwelier im Herzen von Paris. 
Der Roman hatte es mir aus irgendeinem Grund wirklich angetan. Vielleicht wegen seines Stils, vielleicht auch wegen der Wahrheiten, die sich darin verstecken. Jedenfalls führte es dazu, dass ich "Wilde Freude" wirklich gerne gelesen habe. Es dauert ein wenig, bis wir zum groß angekündigten Coup der vier Frauen kommen. Davor geht es viel um den Krebs und die Chemo, ja, aber auch um das Zwischenmenschliche. Die verschiedenen Figuren werden präsentiert, aufgefächert, erklärt. Und auch das ist spannend, eben auf eine andere Art und Weise. Denn natürlich wollte ich wissen, wer diese Frauen sind, was sie in die Illegalität treibt. In die Freundschaft zueinander, von der wirklich rührend zu lesen ist. Die Spannung bleibt erhalten, bis der Raub durchgeführt ist und auch danach noch. Sie bleibt, bis die letzten Worte geschrieben sind. Dabei ist "Wilde Freude" nie vorhersehbar. Hätte mich am Anfang jemand gefragt, welches Ende ich denn erwarte, ich hätte mit meiner Antwort sicherlich daneben gelegen. Doch genau das war schön. Denn so wirkte es, trotz der Unwahrscheinlichkeit der Geschichte, authentischer.
Auch den Schreibstil mochte ich sehr gern. Vor allem, wenn ich darüber nachdachte, dass hier ein Mann über vier Frauen schreibt, aus der Innensicht einer Frau, war ich noch faszinierter. Denn ich merkte es dem Buch nicht an. Sorj Chalandon schreibt so empathisch aus Jeannes Sicht, dass ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen musste, dass das doch ein Mann ist. 
Doch nicht nur das ist mir im Gedächtnis geblieben, auch seine einfach schöne Art zu schreiben. Ich hätte wirklich alles mögliche aus der Feder des Autors lesen können, ob Dialoge oder Beschreibungen. Bei beidem schaffte er es, mich nicht zu langweilen. Außerdem schreibt er mit einem gewissen Charme, einer ganz sachten Ironie, die mir wirklich gut gefiel.
Und zuletzt waren es auch die viert Protagonistinnen, die wirklich toll beschrieben waren. Sorj Chalandon schafft es, auf diesen nicht einmal 300 Seiten mehr Charakter unterzubringen als andere auf der doppelten Anzahl der Seiten. Jeanne, Brigitte, Assia und Mélody waren für mich alle vier greifbare Persönlichkeiten. Mir hatten es ja besonders Jeanne und Brigitte angetan. Beide Frauen waren so starke, gute Menschen. Die Arten der beiden, mit dem Krebs umzugehen, war bewundernswert. Es kam mir auch so vor, als würde der Autor seine Leser hier nicht schonen, sondern stattdessen Realität zeigen wollen. Die Szene, in der Jeanne die Haare ausfallen, war beispielsweise auf eine ganz andere Weise brutal und hat mir auch beim Lesen wehgetan. Und so ging es mir oft: Ich freute mich mit den Figuren oder litt mit ihnen.

Mein Fazit


Schön und berührend und einfach lesenswert – das ist mein Fazit für "Wilde Freude". Der Roman hat mir wirklich gut gefallen, besonders Sorj Chalandons Stil. Nur ein kleiner Funke zu "vollen Punktzahl" hat für mich gefehlt, aber trotzdem gibt es von mir eine große Lese-Empfehlung mit 4,5 von 5 vergebenen Sternen!

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