Autor: Holly BourneVerlag: dtv Verlagsgesellschaft
Seiten: 411
Erscheinungsdatum: 18. September 2020
weitere Bücher des Autors:
Spinster Girls (Was ist schon normal?, Was ist schon typisch Mädchen?, Was ist schon Liebe?), War's das jetzt?, Witchy Wishes – Ohne Magie klappt das nie
Klappentext
Tori Bailey hat alles: Mit ihrem Selbsthilfebuch hat sie Millionen Frauen inspiriert, sie ist beliebt und führt eine perfekte Beziehung. Doch der Schein trügt.
Toris Beziehung ist schon länger eine Lüge, die sie sich nicht eingestehen will. Noch dazu heiraten alle um sie herum, bekommen Kinder und scheinen so viel glücklicher, als sie selbst es in Wahrheit ist. Als dann auch noch Dee – ihre beste Freundin und einzige Person, die sie und den ganzen Wahnsinn versteht – den Mann ihrer Träume trifft, scheint Tori endgültig auf der Strecke zu bleiben.
Ihre innere Stimme sagt, dass man auch mit über dreißig das Recht hat, nicht perfekt, aber glücklich zu sein. Aber ist Tori mutig genug, auf sie zu hören?
Meine Meinung
Oh wow. Liebe Leute, dieses Buch hier ist hart. Mir wurde davor schon erzählt, wie hart es ist, aber damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Denn auch wenn sich "War's das jetzt?" anhört, als könnte es in der Buchhandlung neben all den Romantic Comedies liegen, dürft ihr euch hier keine erwarten. Hier gibt es keine Bilderbuch-Streits, lustige Slapstick-Momente, Bauchkribbeln und dann das Happy End. Nein, stattdessen liest man etwas das...ein wenig zu nah an der Realität ist. Toris Geschichte trägt ganz viel Entzauberung in sich, thematisiert Neid und Missgunst ganz stark, was das Wahren des guten alten Scheins mit einem anstellen kann. Das ist auf seine Art heftig, denn normalerweise liest man ja, um dem Alltag, der Realität zu entfliehen, wohingegen man hier mit ihr konfrontiert wird. Doch gleichzeitig lesen wir auch von Selbstfindung und der Art von Freundschaft, die hält, was zwei sehr schöne Themen sind. Auch nicht immer einfach, offenbar, aber in "War's das jetzt?" sind sie der Lichtblick am Horizont.
Das mag sich jetzt alles negativ anhören, aber genau diese Andersartigkeit an Holly Bournes Roman hat mich so für sich eingenommen. Dieses Wahre daran, das es den Lesern so schwer macht und schlucken lässt, weil man sich ertappt fühlt. Genauso war es auch mit dem Schreibstil der Autorin. Sehr oft schreibt sie ungewöhnlich, aber gefühlt sehr nah dran an dem Kopf eines (oder in dem Fall: Toris) Menschen. Immer wieder schreibt Holly Bourne eher abgehackt und gedankenhaft und ließ einen damit gefühlt näher an Tori ran. Außerdem mochte ich die Einblicke in Toris Social Media Bubble sehr gerne. Was gepostet wurde und wie die Leute reagieren, sagte manchmal noch mehr aus als längere Textpassagen.
Wie so ziemlich alles im Buch machten auch die Charaktere es den Lesern nicht gerade leicht. Am sympathischsten von allem fand ich wohl Dee, doch um sympathisch geht es hier gar nicht. Tom zum Beispiel konnte ich nur in ganz wenigen Momenten einigermaßen leiden, dabei würde man ihn, würde hier stattdessen seine und Toris Kennenlern-Geschichte lesen, wahrscheinlich lieben. Und Tori als Protagonistin, deren Gedanken man nonstop mitbekommt, ist fast noch schwieriger. Sie hat so viele schreckliche Charakterzüge, dass man die guten fast übersieht. Ganz ganz oft wollte ich sie schütteln, sie anschreien. Oft fühlte ich mich ertappt, weil ich auch schon einmal einen von Toris schrecklichen Gedankten teilte. Doch am Ende wurde sehr viel gut. Toris Entwicklung während des Romans ist eine schleichende, die fast gar nicht auffällt, bis sie dann vollbracht ist, und Holly Bourne beschreibt hier einen unfassbar faszinierenden, weil normalen Charakter.
Mein Fazit
Normalerweise resultiert ein "was für ein schlimmes Buch" bei mir nicht in "das war richtig gut!". "War's das jetzt?" verbindet bei mir jedoch diesen Gegensatz. Weil der Roman so ehrlich ist, dass es wehtut und gerade deswegen so grandios ist. Geht quasi gar nicht anders, als dafür 5 von 5 Sternen zu vergeben.
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