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Alles okay

Autor: Margaret Atwood
Verlag: Carl Hanser Verlag
Seiten: 201
Erscheinungsdatum: 19. August 2019
weitere Bücher des Autors: 
Ich werde immer da sein, wo du auch bist, Eine Woche für die Ewigkeit, Alles okay



Klappentext


Marin hat alles hinter sich zurückgelassen, ist Tausende Kilometer geflohen vor ihrem alten Leben, vor dem Verlust ihres geliebten Großvaters. Doch eines Tages steht plötzlich ihre beste Freundin Mabel vor der Tür. Und mit ihr all die Erinnerungen an zu Hause, an Sommernächte am Strand. Mit ihrer Beharrlichkeit gelingt es Mabel, Marin aus ihrem Kokon der Einsamkeit zu befreien. Und Marin begreift, dass sie eine Wahl hat: weiter im Verdrängen zu verharren oder zu ihren Freunden und ins Leben zurückzukehren.

Meine Meinung


Zur Buchgestaltung
Manchmal erfreuen mich schon Kleinigkeiten. Zum Beispiel, wenn ein Cover übernommen wird, das ich im Original sehr schön fand. Denn "We are okay" ist mir bereits aufgefallen, bevor ich wusste, dass das Buch auch im Deutschen erscheinen wird. Da war einer meiner ersten Gedanken, wie unfassbar schön der Jugendroman gestaltet war. Die deutsche Ausgabe dann zu sehen, hat mich direkt angefixt. Ich meine, schaut euch das Cover an! Schon allein die Farbkombination aus Blau und Altrosa ist einfach toll 😍

Zum Buch
Letztendlich gelesen habe ich "Alles okay" dann im Zuge einer Leserunde auf Was liest du?. Ich habe nicht lange gebraucht, um das Buch zu lesen, vor allem, weil es nur gut 200 Seiten umfasst, aber auch wegen des leicht zu lesenden Stils. Der im krassen Gegensatz zu seinem melancholischen Inhalt steht.
Denn die Handlung ist nunmal eben genau das: melancholisch. Es geht nämlich um Marin, die erst vor wenigen Monaten ihren Großvater verloren hat, ihren einzigen lebenden Verwandten. Die Bezugsperson, die sie jahrelang begleitet hat. Doch es war nicht nur einfache Trauer, die Marin dazu bewegt hat, überstürzt (und noch dazu verfrüht) ans College aufzubrechen, den Kontakt mit allen Freunden und Bekannten abzubrechen. In den Weihnachtsferien holt ihre Vergangenheit sie dann aber wieder ein, denn ihre beste Freundin Mabel kommt sie besuchen. Mabel, für die sie mehr empfunden hat als bloße Freundschaft. Mabel, deren Nachrichten sie seit Monaten ignoriert.
Ihr seht also, die Handlung ist alles andere als leicht, sondern trägt eine traurige Atmosphäre mit sich. Thematisiert wird vor allem Marins Umgang mit ihrer Trauer. Dabei spielt die Geschichte eigentlich nur an wenigen Tagen, in denen nicht so viel zu passieren scheint. Was ich aber gar nicht schlimm fand. Denn erstens erfahren wir zudem einiges über die Vergangenheit, vor allem von der Zeit kurz vor dem Tod von Marins Großvater. Was die Beziehung zwischen Marin und ihrem Gramps ausgemacht hat. Und wie sich die zwischen Marin und Mabel wandelte. Zweitens fand ich ich aber die wenigen Tage in der Gegenwart trotz dass eigentlich nicht viel passiert, trotzdem sehr aufschlussreich. Hier werden wir nämlich mit einer zerrütteten Beziehung und vor allem mit einem am Boden zerstörten, trauernden Menschen konfrontiert. Und beides beschreibt Nina LaCour auf sehr schöne Art und Weise.
Die Autorin beweist hier nämlich sehr viel Feingefühl. Sie schafft es, diese melancholische Stimmung aufzubauen, die sich durch das gesamte Buch zieht. Immer wieder unterbrochen zwar von glücklicheren Momenten, aber doch weiß man ja immer, dass die Vergangenheit auf diese Gegenwart hinauslaufen wird. Bei ein paar Stellen hatte ich dann Gänsehaut und war selbst recht bedrückt und das finde ich immer bewundernswert, wenn Autoren es schaffen, durch ihre Worte solche Gefühle bei mir auszulösen. Trotzdem war ich nicht ganz so mitgerissen von diesem Buch, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte.
Bei den Charakteren im Buch ist es ja sehr interessant, dass es vollkommen ausreicht, dass man eigentlich nur zwei sehr wichtige Figuren hat. Drei, wenn man den Großvater dazuzählt (was man sollte). Die ansonsten erwähnten Personen kann man mehr oder weniger ignorieren (sorry, Eltern von Mabel) und das werde ich hier auch mal tun.
Diese zwei beziehungsweise drei Charaktere reichen aber auch vollkommen aus. Was daran liegt, dass es hier vor allem um Marin geht, was sie erlebt hat, weswegen sie trauert und wie sie trauert. Sie wirkt so zerbrechlich in der Gegenwart und doch konnte ich nachempfinden, wie sie genau so werden konnte, wo sie doch vor dem Tod ihres Großvaters ein so lebensfrohes Mädchen war. Besonders mochte ich Marins Entwicklung in der Gegenwart. Ihre Persönlichkeit war mir da nämlich immer so greifbar und man hofft so sehr darauf, dass die Wunden in ihr endlich heilen, kann aber gleichzeitig nachvollziehen, weshalb das eben nicht so einfach ist. Mabel hingegen tritt fast durchgehend als starke Persönlichkeit auf. Sie erscheint stetig optimistisch und willensstark. Stoisch behauptet sie ihren Platz in Marins Leben, auch wenn die sie eigentlich von sich stößt. Und sind wir mal ehrlich, so eine Freundin kann sich jeder nur wünschen.
So war ich sehr zufrieden mit diesem tollen Duo. Und sehr zufrieden war ich auch von dem Ende, das die Geschichte genommen hat. Weil sie sehr schön zu dem Jugendroman passte und nicht ins Kitschige abdriftete.

Mein Fazit


Dieses Buch für mich zu verarbeiten, war gar nicht mal so einfach. Denn man ist dazu verleitet, immer weiter zu lesen und weiter zu lesen und dann – schwupps – durch damit zu sein, dabei hätte ich vielleicht etwas langsamer an das Ganze rangehen sollen. Aber auch so bin ich wirklich begeistert von "Alles okay", denn der Roman erzählt die Geschichte einer trauernden jungen Frau und vor allem auch, dass dieser Prozess nicht immer nur aus Trauern besteht. Mir hat zwar der allerletzte Funken Emotionalität gefehlt, aber ich vergebe trotzdem 4,5 von 5 Sternen, für ein wunderbar atmosphärisches Buch!

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