Autor: Daniela Ohms
Verlag: Knaur HC
Seiten: 569
Erscheinungsdatum: 1. April 2016
weitere Bücher des Autors:
Harpyenblut, Insel der Nyx (Die Prophezeihung der Götter, Die Kinder der Schatten), Winterhonig, Wie Treibholz im Sturm
Klappentext
Eine lebensgefährliche Liebe in einer harten, bäuerlichen Welt
Meine Meinung
Zur Buchgestaltung
Gestalterisch gesehen ist "Winterhonig" ganz okay, wie ich finde. Das Buch ist kein absoluter Hingucker, dafür sind die Farben zu zurückhaltend, fast nur schwarz und weiß. Andererseits ist es auch auf keinen Fall hässlich, ich mag besonders die senfgelbe Schrift, die schon etwas an die Farbe von Honig erinnert und außerdem einen wirklich hübschen Schwung hat. Doch allein wegen des Covers wäre ich wohl nicht auf das Buch aufmerksam geworden und hätte es mir näher angeschaut, dafür ist es ein wenig zu unauffällig.
Zum Buch
"Winterhonig" ist ein Buch, das ich mir so nicht unbedingt ausgesucht hätte. Trotzdem war ich ziemlich gespannt auf diese Geschichte. Historische Romane gehören nicht zu den Genres, die ich oft lese und der Zweite Weltkrieg gibt ja erzählerisch sehr viel her, man hat viel Spielraum, was für eine Geschichte man erzählen möchte. Dass das hier eine Liebesgeschichte wird, wusste ich ja schon, so viel verrät der Klappentext zumindest, und so war ich neugierig, wie sie erzählt werden würde.
Gut fand ich schonmal, dass etwas anders an das Thema herangegangen wird, nicht alle Klischees bedient werden, die es gibt. Die Geschichte spielt größtenteils zwischen 1940 und 1945 und fokussiert sich stark auf die Liebe zwischen Mathilda und Karl, die sich schon seit ihrer Kindheit kennen und zwischen denen es von Anfang an ein starkes Band gab. Das ist allerdings gleichzeitig etwas, das mich gestört hat, denn so hatte ich teils das Gefühl, dass zum Beispiel Kriegsgeschehen zugunsten der Beziehung zwischen den beiden zu kurz kamen. Ich hätte mir einfach mehr Drumherum gewünscht, etwas, das bei mir das Gefühl gemildert hätte, dass alles außer der Liebe von Mathilda und Karl unwichtig ist und deswegen ausgespart wird.
Vor allem anfangs und am Ende hat die Geschichte außerdem ihre Längen, während derer ich mich ziemlich aufraffen musste, weiterzulesen. Was vermutlich daran liegt, dass nur ausgewählte Ereignisse ausführlicher beschrieben wurden (eben vor allem solche, in denen es um Mathilda und Karl geht), im Augenblick des Lesens sowie im Nachhinein auf mich allerdings nicht unbedingt wichtig erschienen und sich die Geschichte dazwischen oft wie eine Zusammenfassung der Ereignisse las. Nicht unbedingt spannend, muss ich sagen. Interessanter waren da die Blicke in die Vergangenheit, durch die man erfuhr, wie Mathilda und Karl sich kennenlernten und näher kamen. Jedoch erfährt man vor allem Ereignisse aus den Jahren 1933 und 1938, die Zeit dazwischen ist ein bisschen wie ein Loch, das übersprungen wurde und von der man wieder nur reportmäßig ein bisschen etwas erfährt. Doch gegen Ende des Buches wurde die Geschichte auf jeden Fall interessanter und auch, wenn zum Beispiel das "große Geheimnis", das Karl birgt, nicht unbedingt so überraschend und zumindest für den Leser vorhersehbar ist, fand ich das Ende gut geschrieben und mit ein paar eher unerwarteten Ereignissen.
Was ich bei historischen Romanen im allgemeinen und bei diesem im Besonderen aber auch immer bewundernswert finde, ist die Recherchearbeit der Autoren. Auch Daniela Ohms hat viel über die zeit des Zweiten Weltkriegs recherchiert, hat sogar echte Personen und Ereignisse in die Geschichte eingebunden, und das finde ich wirklich interessant und cool.
Erzählt wird die Geschichte sowohl aus Mathildas als auch aus Karls Sicht, nicht immer abwechselnd, aber doch so, dass man immer auf dem Laufenden bleibt, was der andere gerade macht. Einen nicht unbeachtlichen Teil machen außerdem die Briefe aus, die zwischen den Personen hin und her gehen und die man auch als Leser lesen kann, etwas, das mir auch ziemlich gut gefallen hat.
Was den Schreibstil angeht, so war mir der manchmal zu holprig und dadurch nicht unbedingt so schön zu lesen. Die Autorin kann auf jeden Fall schreiben, das will ich nicht bestreiten, aber mir sind eben immer wieder Kleinigkeiten aufgefallen, beispielsweise dass manche Wörter kurz hintereinander wiederholt wurden, was ich einfach nicht schön finde. Und für manches benutzt Daniela Ohm ein ums andere Mal dieselbe Redewendung, was mich auch manchmal genervt hat. Das hat dann insgesamt dazu geführt, dass ich eher langsam mit dem Buch vorangekommen bin und ich nicht gaaanz so viel Spaß am Lesen hatte...
Ziemlich negativ aufgefallen sind mir leider die Charaktere. Die einzigen Charaktere, die man wirklich gut kennenlernt, die schön ausgearbeitet sind und ihre Stärken und Schwächen haben, sind Mathilda und Karl. Und genau die beiden verkörpern genau das, was ich an Protagonisten oft nervig finde: sie sind übermäßig perfekt. Beide sind natürlich gutaussehend, keine Frage, und beide sind dazu noch intelligent (im Gegensatz zum Großteil der anderen Charaktere, was manchmal sogar extra erwähnt wird) und haben einige Talente. Am wichtigsten (und für mich am unglaubwürdigsten) ist aber, dass Karl und Mathilda von Anfang an die richtige Denkweise haben, nämlich von Anfang an de Machenschaften von Hitler zu misstrauen und nicht hinter ihm zu stehen. Ich meine, ehrlich? Zumindest einer von beiden hätte ja erst begeistert vom Nationalsozialismus sein können. Wenn man bedenkt, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung erst einmal hinter dem Nationalsozialismus stand, ist es einfach unglaubwürdig, nicht realistisch, dass beide direkt so reflektiert über Hitler denken. Und was die Schwächen unserer Protagonisten in "Winterhonig" angeht, so sind die entweder die "typischen" Schwächen, die perfekte Protagonisten so haben (also Selbstzweifel etc.) oder die Passagen, in den man mehr über die dunklen Seiten hätte erfahren können, werden rausgelassen, erst im Nachhinein erzählt, was ich einfach schade finde, da das meiner Meinung nach wirklich interessant hätte sein können.
Und die anderen Charaktere? An sich hätte es noch einige Personen gegeben, die man hätte näher kennenlernen können, aber wie schon gesagt sind Karl und Mathilda die einzigen, die wirklich gut ausgearbeitet waren. Dementsprechend war ich von den Nebencharakteren ziemlich enttäuscht, sie nahmen alle so eine unwichtige Rolle ein, hatten kaum Raum, eine Persönlichkeit zu entwickeln. Was ich schon sehr krass fand, sind Mathildas Geschwister. Manche von ihnen gab es einfach und man lernte nie mehr über sie, aber eine Schwester hat dem ganzen dann die Krone aufgesetzt, als ihr Name (wenn ich mich nicht falsch erinnere) zum ersten mal erwähnt wird und danndazu gesagt wird, dass sie Mathildas Lieblingsschwester sei. Ich war so "Hä? Wer ist sie? Woher kommt sie plötzlich? Wieso wurde sie nicht vorher schon erwähnt?". Und so etwas ist doch echt unnötig, das Buch hatte schließlich genügend Seiten, um auf jeden von Mathildas neun Geschwistern zumindest mal kurz einzugehen.
Am meisten verschenktes Potenzial sehe ich allerdings bei Leni, der wenig älteren Schwester von Mathilda, die auch noch relativ häufig vorkommt. Ihren Charakter fand ich einfach interessant, sie wirkte alles andere als perfekt und schön ambivalent. Doch anstatt ihr noch ein wenig mehr Raum zu geben, kam auch sie mir viel zu kurz für einen so vielversprechenden Charakter.
Gut fand ich schonmal, dass etwas anders an das Thema herangegangen wird, nicht alle Klischees bedient werden, die es gibt. Die Geschichte spielt größtenteils zwischen 1940 und 1945 und fokussiert sich stark auf die Liebe zwischen Mathilda und Karl, die sich schon seit ihrer Kindheit kennen und zwischen denen es von Anfang an ein starkes Band gab. Das ist allerdings gleichzeitig etwas, das mich gestört hat, denn so hatte ich teils das Gefühl, dass zum Beispiel Kriegsgeschehen zugunsten der Beziehung zwischen den beiden zu kurz kamen. Ich hätte mir einfach mehr Drumherum gewünscht, etwas, das bei mir das Gefühl gemildert hätte, dass alles außer der Liebe von Mathilda und Karl unwichtig ist und deswegen ausgespart wird.
Vor allem anfangs und am Ende hat die Geschichte außerdem ihre Längen, während derer ich mich ziemlich aufraffen musste, weiterzulesen. Was vermutlich daran liegt, dass nur ausgewählte Ereignisse ausführlicher beschrieben wurden (eben vor allem solche, in denen es um Mathilda und Karl geht), im Augenblick des Lesens sowie im Nachhinein auf mich allerdings nicht unbedingt wichtig erschienen und sich die Geschichte dazwischen oft wie eine Zusammenfassung der Ereignisse las. Nicht unbedingt spannend, muss ich sagen. Interessanter waren da die Blicke in die Vergangenheit, durch die man erfuhr, wie Mathilda und Karl sich kennenlernten und näher kamen. Jedoch erfährt man vor allem Ereignisse aus den Jahren 1933 und 1938, die Zeit dazwischen ist ein bisschen wie ein Loch, das übersprungen wurde und von der man wieder nur reportmäßig ein bisschen etwas erfährt. Doch gegen Ende des Buches wurde die Geschichte auf jeden Fall interessanter und auch, wenn zum Beispiel das "große Geheimnis", das Karl birgt, nicht unbedingt so überraschend und zumindest für den Leser vorhersehbar ist, fand ich das Ende gut geschrieben und mit ein paar eher unerwarteten Ereignissen.
Was ich bei historischen Romanen im allgemeinen und bei diesem im Besonderen aber auch immer bewundernswert finde, ist die Recherchearbeit der Autoren. Auch Daniela Ohms hat viel über die zeit des Zweiten Weltkriegs recherchiert, hat sogar echte Personen und Ereignisse in die Geschichte eingebunden, und das finde ich wirklich interessant und cool.
Erzählt wird die Geschichte sowohl aus Mathildas als auch aus Karls Sicht, nicht immer abwechselnd, aber doch so, dass man immer auf dem Laufenden bleibt, was der andere gerade macht. Einen nicht unbeachtlichen Teil machen außerdem die Briefe aus, die zwischen den Personen hin und her gehen und die man auch als Leser lesen kann, etwas, das mir auch ziemlich gut gefallen hat.
Was den Schreibstil angeht, so war mir der manchmal zu holprig und dadurch nicht unbedingt so schön zu lesen. Die Autorin kann auf jeden Fall schreiben, das will ich nicht bestreiten, aber mir sind eben immer wieder Kleinigkeiten aufgefallen, beispielsweise dass manche Wörter kurz hintereinander wiederholt wurden, was ich einfach nicht schön finde. Und für manches benutzt Daniela Ohm ein ums andere Mal dieselbe Redewendung, was mich auch manchmal genervt hat. Das hat dann insgesamt dazu geführt, dass ich eher langsam mit dem Buch vorangekommen bin und ich nicht gaaanz so viel Spaß am Lesen hatte...
Ziemlich negativ aufgefallen sind mir leider die Charaktere. Die einzigen Charaktere, die man wirklich gut kennenlernt, die schön ausgearbeitet sind und ihre Stärken und Schwächen haben, sind Mathilda und Karl. Und genau die beiden verkörpern genau das, was ich an Protagonisten oft nervig finde: sie sind übermäßig perfekt. Beide sind natürlich gutaussehend, keine Frage, und beide sind dazu noch intelligent (im Gegensatz zum Großteil der anderen Charaktere, was manchmal sogar extra erwähnt wird) und haben einige Talente. Am wichtigsten (und für mich am unglaubwürdigsten) ist aber, dass Karl und Mathilda von Anfang an die richtige Denkweise haben, nämlich von Anfang an de Machenschaften von Hitler zu misstrauen und nicht hinter ihm zu stehen. Ich meine, ehrlich? Zumindest einer von beiden hätte ja erst begeistert vom Nationalsozialismus sein können. Wenn man bedenkt, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung erst einmal hinter dem Nationalsozialismus stand, ist es einfach unglaubwürdig, nicht realistisch, dass beide direkt so reflektiert über Hitler denken. Und was die Schwächen unserer Protagonisten in "Winterhonig" angeht, so sind die entweder die "typischen" Schwächen, die perfekte Protagonisten so haben (also Selbstzweifel etc.) oder die Passagen, in den man mehr über die dunklen Seiten hätte erfahren können, werden rausgelassen, erst im Nachhinein erzählt, was ich einfach schade finde, da das meiner Meinung nach wirklich interessant hätte sein können.
Und die anderen Charaktere? An sich hätte es noch einige Personen gegeben, die man hätte näher kennenlernen können, aber wie schon gesagt sind Karl und Mathilda die einzigen, die wirklich gut ausgearbeitet waren. Dementsprechend war ich von den Nebencharakteren ziemlich enttäuscht, sie nahmen alle so eine unwichtige Rolle ein, hatten kaum Raum, eine Persönlichkeit zu entwickeln. Was ich schon sehr krass fand, sind Mathildas Geschwister. Manche von ihnen gab es einfach und man lernte nie mehr über sie, aber eine Schwester hat dem ganzen dann die Krone aufgesetzt, als ihr Name (wenn ich mich nicht falsch erinnere) zum ersten mal erwähnt wird und danndazu gesagt wird, dass sie Mathildas Lieblingsschwester sei. Ich war so "Hä? Wer ist sie? Woher kommt sie plötzlich? Wieso wurde sie nicht vorher schon erwähnt?". Und so etwas ist doch echt unnötig, das Buch hatte schließlich genügend Seiten, um auf jeden von Mathildas neun Geschwistern zumindest mal kurz einzugehen.
Am meisten verschenktes Potenzial sehe ich allerdings bei Leni, der wenig älteren Schwester von Mathilda, die auch noch relativ häufig vorkommt. Ihren Charakter fand ich einfach interessant, sie wirkte alles andere als perfekt und schön ambivalent. Doch anstatt ihr noch ein wenig mehr Raum zu geben, kam auch sie mir viel zu kurz für einen so vielversprechenden Charakter.
Mein Fazit
Ach je, es fällt mir wieder mal so schwer, das Buch zu bewerten... An sich finde ich das Thema Zweiter Weltkrieg auf jeden Fall spannend und ein paar der hier beschriebenen Ereignisse sind auch auf jeden Fall interessant, aber mir lag der Fokus doch zu sehr auf den beiden mir viel zu perfekten Protagonisten Mathilda und Karl und deren Beziehung zueinander. Deswegen gibt es von mir auch "nur" 3 von 5 Sternen.
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