Autor: Lea Coplin
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Seiten: 302
Erscheinungsdatum: 24. Juli 2020
weitere Bücher des Autors:
Nichts-ist-gut-Serie (Nichts ist gut. Ohne dich., Nichts zu verlieren. Außer uns.), Für eine Nacht sind wir unenedlich
Klappentext
Ein Trip nach England, ein Konzert am letzten Abend und nur eine Nacht, um die große Liebe zu erkennen
Als Jonah und Liv bei einem Festival in England aufeinandertreffen, könnte das, was sie wollen, nicht unterschiedlicher sein. Doch dann beginnt es zu knistern. Und obwohl Liv von vornherein klarstellt, dass nichts laufen wird zwischen ihnen, und obwohl Jonah sich einredet, dass das ganz in seinem Sinne ist, kommen sich die beiden immer näher. Nur wird Jonah am nächsten Tag mit seinen Freunden zurück nach Deutschland fahren. Ihm und Liv bleibt nur diese eine Nacht, um herauszufinden, was da zwischen ihnen ist. Doch wie nah kann man sich kommen, wenn am nächsten Morgen alles vorbei ist?
Meine Meinung
Zur Buchgestaltung
Ein Jugendroman, der auf einem Festival spielt? Kann genau so aussehen, wie es "Für eine Nacht sind wir unendlich" tut. Ich mag hier vor allem die Farben, den Neonkasten, der um die Schrift gelegt ist, und damit nicht altbacken oder kitschig wirken lässt. Darauf finde ich auch das eher klassische Motiv eines Jungen und eines Mädchens voll in Ordnung.
Zum Buch
Als ich das Buch anfing, da nicht, weil ich etwas Großes erwartete. Ich meine, lest euch den Klappentext durch, der Jugendroman hört sich an wie so viele andere auch und das meine ich nicht einmal böse. Am Anfang des Buches war "Für eine Nacht sind wir unendlich" auch genau das für mich, doch irgendwann kam der Moment, in dem mich die Geschichte berührte und zwar so richtig. Die Lovestory ist dabei süß und hat sicherlich ihren Beitrag dazu geleistet, doch es waren vor allem die weiteren Themen, die behandelt wurden. Die richtig behandelt wurden, nicht nur gebrusht. Die sich echt anfühlten. Jonah, der so seine Probleme mit länger anhaltenden Beziehungen hat. Aber vor allem Liv, die erst vor Kurzem abnahm und deren körperliches Selbstbewusstsein im Eimer ist. Die Thematik Übergewicht finde ich hier unfassbar gut aufbereitet, mit viel Feingefühl. Und wahrscheinlich mochte ich genau deswegen die Liebesgeschichte zwischen Liv und Jonah so gerne: Weil sie so untypisch wirkte, aber eigentlich doch ganz normal ist.
Okay und auch, weil der Beziehungsaufbau sich nicht überhastet anfühlt. Die gesamte Handlung spielt sich zwar innerhalb eines Tages ab, aber nichts wirkt gehetzt und alles so authentisch, als hätte sich diese Beziehung sehr leicht wirklich so entwickeln können. So oder so ähnlich ist das garantiert schon einmal passiert. Und auch das Ende mochte ich. Nicht zu übertrieben – überhaupt kam die Geschichte ganz wunderbar ohne größere Dramen aus – und trotzdem auf seine Art ein Happy End. So, dass ich mir denke: Ja, da hat keiner die rosarote Brille auf und unrealistische Vorstellungen.
Das Ganze wird durch Lea Colins wunderschönem Schreibstil flankiert. Die Autorin schreibt meiner Meinung nach sehr lebensnah. Nicht so, wie ich es oft kritisiere. Ich hasse es, wenn sich Gespräche gestelzt anhören oder Gedanken von Teenagern so klingen, als hätten sie ein Lexikon verschluckt. Lea Coplin schreibt stattdessen lieber mal abgehackt. Und vollzieht so Gedankengänge, die auf mich echt wirkten. Dadurch hat sie bei mir viel mehr Emotionen ausgelöst, als die ganzen New Adult Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe und bei denen ich genau solches Bauchkribbeln erwartet hätte.
Außerdem mochte ich den Perspektivenwechsel in "Für eine Nacht sind wir unendlich". Die Kapitel sind abwechselnd aus Jonahs und Livs Sicht und beide Sichtweisen mochte ich sehr gerne und waren auch wichtig für die Geschichte. Vieles in dem Buch dreht sich um die Gedanken dieser beiden Protagonisten und das Verständnis (oder Missverständnis) der beiden und um beide gleichermaßen verstehen zu können, waren diese beiden Sichtweisen absolut sinnvoll.
Damit komme ich zu den beiden wichtigsten Charakteren im Buch, Liv und Jonah. In die Gefühlswelt beider erhält man wirklich tolle Einblicke und beide mochte ich auch sehr gerne. Sie sind wirklich schön ausgearbeitete Charaktere mit vielen Kanten und Unsicherheiten und Problemen, die bei mir nicht dazu führten, dass ich sie als nervig empfand, sondern genau das Gegenteil: Ich mochte die beiden. Vor allem Liv hat es mir angetan. Ich denke, dass die meisten Frauen schon einmal mit Livs Unsicherheiten hinsichtlich ihres Körpers zu kämpfen haben (ich rede hier aus eigener Erfahrung) und das hat sie zu einer Protagonistin gemacht, mit der ich mich unglaublich gut identifizieren konnte.
Mein Fazit
Schon länger habe ich nun keinen Jugend- oder New Adult Roman mehr gelesen, der mir so unter die Haut ging. Dauernd waren mir diese Bücher zu kitschig oder zu überdramatisiert oder zu nervig oder auch alles zusammen. Und "Für eine Nacht sind wir unendlich" eben nicht. Der Jugendroman hat mich wirklich tief berührt und ich kann ihn jedem ans Herz legen. Es lohnt sich. Sehr. Von mir gibt es deswegen auch volle 5 von 5 Sternen.
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