Direkt zum Hauptbereich

"Letztendlich sind wir dem Universum egal" im Kino

https://www.film.tv/upload/bilder/filmshot_klein/2018/letztendlich-sind-wir-dem-universum-egal-plakat-thumb-960-retina.jpg

Kennt ihr dieses aufgeregte Gefühl, wenn ihr euch eine Buchverfilmung anseht, dessen Vorlage ihr wirklich sehr mochtet? Genau dieses Gefühl hatte ich hier, bevor ich die Verfilmung von "Letztendlich sind wir dem Universum egal" angesehen habe. Als ich den Trailer zum Film zum ersten Mal gesehen habe, war mir ja klar, dass ich den Jugendroman, der schon länger auf meiner Wunschliste stand, endlich würde lesen müssen und nach dem Lesen war mir klar, dass ich diesen Film ansehen muss. Dementsprechend habe ich direkt mit ein paar Freundinnen ausgemacht, den Film im Kino anzusehen und habe schon auf den Kino-Release hingefiebert.
Kennt ihr außerdem das Gefühl, wenn ein Film weit hinter dem Buch zurückbleibt? Diese Enttäuschung, die man unweigerlich verspürt? Tja, ausgerechnet bei der Verfilmung eines meiner bisherigen Lesehighlights 2018 wurde ich enttäuscht und das aus mehreren Gründen.
Aber erst einmal eine kleine Zusammenfassung, um was es in "Letztendlich sind wir dem Universum egal" eigentlich geht:
Die Geschichte handelt von A, der/die jeden Tag den Körper wechselt. Immer im selben Alter wie A, nie zweimal dieselbe Person. Und als A im Körper von Justin landet, verliebt er/sie sich in dessen Freundin Rhiannon und setzt fortan alles daran, Rhiannon besser kennenzulernen, eine Beziehung mit ihr anzufangen.
Wie schon gesagt liebe ich das Buch. Nicht nur gefällt mir die wirklich außergewöhnliche Idee, die Geschichte ist einfach schön und ich mag A und für welche Einstellungen er/sie steht.
Was bei der Verfilmung davon übriggeblieben ist, ist die außergewöhnliche Idee. Seriously. Ich saß im Kino und jeder weiteren Minute des Films wurde ich ein wenig verblüffter, was man aus dieser mega Vorlage gemacht hat. Hätte ich das Buch nicht gelesen, wäre das Ganze wahrscheinlich nur halb so schlimm gewesen. Der Film wäre für mich ein weiterer, ziemlich kitschiger Teenie-Film gewesen, wie man sie zuhauf findet. Nichts Besonderes, aber eben auch nicht schlecht. Immerhin waren die Schauspieler gut ausgewählt (womit ich auch meine, dass sie tatsächlich noch jung sind und nicht zehn Jahre älter als die Charaktere, die sie verkörpern sollen), die Story ist solide und das Ende schön.
Da ich jedoch weiß, was hätte sein können, bin ich enttäuscht.
Das fängt schon bei einer Kleinigkeit an, die mich außerhalb des Buch-Film-Vergleichs gestört hat: die Synchronisation. Mir ist klar, dass wir in Deutschland eine echt gute Synchronisation gewohnt sind und es bestimmt nicht einfach war, so viele junge Synchronsprecher für A zu finden, der immerhin jeden Tag eine neue Person ist. Aber manchmal wirkte das einfach so gelangweilt, dass es mich schon genervt hat, was mir A ein wenig unsympathisch gemacht hat, was ich so gar nicht wollte, weil A eigentlich mein Lieblingscharakter der Geschichte ist. Aaarghl, schreckliche Situation!
Doch das ist ja wirklich noch das kleinste, was mich am Film gestört hat. Weiter ging es damit, dass Rhiannon im Film ziemlich anders dargestellt wird als im Buch. Im Buch ist sie nämlich erstmal sehr, seeehr zögerlich, was die Beziehung mit A angeht. Sie hat starke Zweifel, was dieser tägliche Körperwechsel für sie beide bedeutet und will sich darauf nicht einlassen. Was verständlich ist. Außerdem ist sie viel zurückhaltender, wenn A im Körper eines Mädchens steckt oder wenn A gerade nicht so attraktiv ist. Ebenfalls nachvollziehbar, weil wir ja doch alle irgendwo sehr oberflächlich sind. Und die Film-Rhiannon? Die scheint sich so gar nicht um die Körperwechsel zu kümmern, ist voll optimistisch und es ist ihr egal, wie A gerade aussieht, weil es ihr ja auf die inneren Werte ankommt. Nicht falsch verstehen, ich bewundere jeden, der genau so denken könnte, aber das ist eben nicht Rhiannon und es ist um einiges unrealistischer und verkitschter als ihre Buch-Version.
Weiterer großer Minuspunkt aus meiner Sicht ist die Versteifung auf die Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon. Ich meine, ja, auch im Buch macht die den Hauptteil der Story aus, aber das ist es eben nicht nur. Man erfährt auch etwas über die Tage, an denen A Rhiannon nicht begegnet, erfährt, wie A sein Leben bewältigt und das ist wirklich interessant. Im Film wurde das einfach rausgenommen. A sehen wir zu 99% nur an Tagen, an denen er/sie Rhiannon begegnet. Stattdessen erfahren wir mehr über Rhiannon, wie ihr Leben außerhalb dieser Beziehungsblase mit A aussieht und das ist auch interessant, dagegen habe ich gar nichts. Aber auf dessen Kosten werden andere wichtige Dinge weggeschnitten. Zum Beispiel ein Handlungsstrang, der A betrifft, der auch tatsächlich angeschnitten und dann doch nicht weitergeführt wird. Ich saß im Kino und wartete darauf, dass endlich mehr zu diesem speziellen Handlungsstrang passiert und konnte es nicht glauben, dass der als so unwichtig dargestellt wurde, weil er im Buch so verdammt wichtig war, A's Entscheidungen mit beeinflusst hat.
Am schlimmsten fand ich allerdings, dass aus diesem Buch, das mich wirklich berührt hat und das ein paar gute Fragen aufgeworfen, eine tolle Sichtweise aufgeworfen hat, so oberflächlich abgehandelt wurde. Die ganze Thematik der eigenen Identität ist nur ganz leicht angekratzt worden, was im Buch so vollkommen anders ist. Am besten hat man das meiner Meinung nach einer einer speziellen Szene gemerkt, über die ich mich jetzt noch aufregen kann. Rhiannon und A reden miteinander und Rhiannon fragt: "Fühlst du dich eigentlich eher als Junge oder als Mädchen." Und A antwortet allen Ernstes mit "Ja". Echt jetzt? Ich meine, hier wäre eine tolle Chance gewesen, mal etwas Tiefe in den Film zu bringen und dann kommt so eine nichtssagende, unlogische Antwort? Ich hab's nicht verstanden. Ich verstehe es noch immer nicht. Wie schon gesagt, es regt mich immer noch auf^^
Na ja, was ich damit also sagen will, ist, dass die wirklich vielversprechende Buchvorlage ganz einfach nicht genutzt wurde. Der Film hatte wirklich viel Potential, man hätte einen so schönen, berührenden Film daraus machen können. Und es hätte mich ja nicht gestört, wenn es ein paar Kleinigkeiten gewesen wären, die man im Vergleich zum Buch geändert hätte, damit muss man immer rechnen. Aber hier waren es einige große Änderungen, die die Verfilmung leider zum Negativen hin gewandelt haben und wegen derer ich wirklich enttäuscht aus dem Kino gegangen bin...

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Trailer zu "Den Sternen so nah"

Den Trailer zu "Den Sternen so nah" hab ich eher zufällig aus Youtube gefunden und ich muss sagen, das war echt Glück, denn der Film hört sich wirklich interessant an! Gardner (ja, das ist sein Name^^) ist auf dem Mars geboren und aufgewachsen. Seine Mutter starb bei der Geburt, er lebt bloß mit Wissenschaftlern auf dem Mars, doch er kann übers Internet mit Tulsa, einem Mädchen von der Erde, chatten. Gardner will sie unbedingt kennenlernen und außerdem auf der Erde seinen Vater suchen, weswegen er auf die Erde reist. Zusammen mit Tulsa macht er sich also auf die Suche nach seinem Vater und verliebt sich in sie und die Erde. Doch die Wissenschaftler, die mit ihm auf die Erde gereist sind, machen sich Sorgen, dass Gardners Körper der Schwerkraft der Erde nicht standhält und er daran sterben könnte. Ich finde ja, dass der Trailer schon richtig vielversprechend aussieht. Das Aufeinandertreffen von Mars und Erde stelle ich mir unheimlich spannend vor und im Film scheint es viele...

Jane Eyre

Autor:  Charlotte Brontë Verlag: dtv Seiten: 654 Erscheinungsdatum:  01. Oktober 2014 (ET 1847) weitere Bücher des Autors:  Jane Eyre , Shirley, Villette Klappentext Die Waise Jane Eyre verlebt eine trostlose Kindheit und Jugend. Erst als sie als Gouvernante nach Thornfield Hall kommt, scheinen glücklichere Tage für sie anzubrechen: Sie verliebt sich in den finsteren Hausherrn Mr. Rochester, das Glück scheint zum Greifen nahe. Doch die Mauern des einsamen Landsitzes bergen ein furchtbares Geheimnis, das sich Jane und Rochester in den Weg stellt.

Leah on the Offbeat

Autor:  Becky Albertalli Verlag:  Balzer + Bray Seiten:  339 Erscheinungsdatum:  24. April 2018 weitere Bücher des Autors:  Simon vs. the Homo Sapiens Agenda , The Upside of Unrequited, Leah on the Offbeat , What If It's Us Klappentext When it comes to drumming, Leah Burke is usually on beat – but real life isn’t always so rhythmic. An anomaly in her friend group, she's the only child of a young, single mom, and her life is decidedly less privileged. She loves to draw but is too self-conscious to show it. And even though her mom knows she’s bisexual, she hasn’t mustered the courage to tell her friends – not even her openly gay BFF, Simon. So Leah really doesn’t know what to do when her rock-solid friend group starts to fracture in unexpected ways. With prom and college on the horizon, tensions are running high. It’s hard for Leah to strike the right note while the people she loves are fighting – especially when she realizes she mi...