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Kennt ihr dieses aufgeregte Gefühl, wenn ihr euch eine Buchverfilmung anseht, dessen Vorlage ihr wirklich sehr mochtet? Genau dieses Gefühl hatte ich hier, bevor ich die Verfilmung von "Letztendlich sind wir dem Universum egal" angesehen habe. Als ich den Trailer zum Film zum ersten Mal gesehen habe, war mir ja klar, dass ich den Jugendroman, der schon länger auf meiner Wunschliste stand, endlich würde lesen müssen und nach dem Lesen war mir klar, dass ich diesen Film ansehen muss. Dementsprechend habe ich direkt mit ein paar Freundinnen ausgemacht, den Film im Kino anzusehen und habe schon auf den Kino-Release hingefiebert.
Kennt ihr außerdem das Gefühl, wenn ein Film weit hinter dem Buch zurückbleibt? Diese Enttäuschung, die man unweigerlich verspürt? Tja, ausgerechnet bei der Verfilmung eines meiner bisherigen Lesehighlights 2018 wurde ich enttäuscht und das aus mehreren Gründen.
Aber erst einmal eine kleine Zusammenfassung, um was es in "Letztendlich sind wir dem Universum egal" eigentlich geht:
Die Geschichte handelt von A, der/die jeden Tag den Körper wechselt. Immer im selben Alter wie A, nie zweimal dieselbe Person. Und als A im Körper von Justin landet, verliebt er/sie sich in dessen Freundin Rhiannon und setzt fortan alles daran, Rhiannon besser kennenzulernen, eine Beziehung mit ihr anzufangen.
Wie schon gesagt liebe ich das Buch. Nicht nur gefällt mir die wirklich außergewöhnliche Idee, die Geschichte ist einfach schön und ich mag A und für welche Einstellungen er/sie steht.
Was bei der Verfilmung davon übriggeblieben ist, ist die außergewöhnliche Idee. Seriously. Ich saß im Kino und jeder weiteren Minute des Films wurde ich ein wenig verblüffter, was man aus dieser mega Vorlage gemacht hat. Hätte ich das Buch nicht gelesen, wäre das Ganze wahrscheinlich nur halb so schlimm gewesen. Der Film wäre für mich ein weiterer, ziemlich kitschiger Teenie-Film gewesen, wie man sie zuhauf findet. Nichts Besonderes, aber eben auch nicht schlecht. Immerhin waren die Schauspieler gut ausgewählt (womit ich auch meine, dass sie tatsächlich noch jung sind und nicht zehn Jahre älter als die Charaktere, die sie verkörpern sollen), die Story ist solide und das Ende schön.
Da ich jedoch weiß, was hätte sein können, bin ich enttäuscht.
Das fängt schon bei einer Kleinigkeit an, die mich außerhalb des Buch-Film-Vergleichs gestört hat: die Synchronisation. Mir ist klar, dass wir in Deutschland eine echt gute Synchronisation gewohnt sind und es bestimmt nicht einfach war, so viele junge Synchronsprecher für A zu finden, der immerhin jeden Tag eine neue Person ist. Aber manchmal wirkte das einfach so gelangweilt, dass es mich schon genervt hat, was mir A ein wenig unsympathisch gemacht hat, was ich so gar nicht wollte, weil A eigentlich mein Lieblingscharakter der Geschichte ist. Aaarghl, schreckliche Situation!
Doch das ist ja wirklich noch das kleinste, was mich am Film gestört hat. Weiter ging es damit, dass Rhiannon im Film ziemlich anders dargestellt wird als im Buch. Im Buch ist sie nämlich erstmal sehr, seeehr zögerlich, was die Beziehung mit A angeht. Sie hat starke Zweifel, was dieser tägliche Körperwechsel für sie beide bedeutet und will sich darauf nicht einlassen. Was verständlich ist. Außerdem ist sie viel zurückhaltender, wenn A im Körper eines Mädchens steckt oder wenn A gerade nicht so attraktiv ist. Ebenfalls nachvollziehbar, weil wir ja doch alle irgendwo sehr oberflächlich sind. Und die Film-Rhiannon? Die scheint sich so gar nicht um die Körperwechsel zu kümmern, ist voll optimistisch und es ist ihr egal, wie A gerade aussieht, weil es ihr ja auf die inneren Werte ankommt. Nicht falsch verstehen, ich bewundere jeden, der genau so denken könnte, aber das ist eben nicht Rhiannon und es ist um einiges unrealistischer und verkitschter als ihre Buch-Version.
Weiterer großer Minuspunkt aus meiner Sicht ist die Versteifung auf die Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon. Ich meine, ja, auch im Buch macht die den Hauptteil der Story aus, aber das ist es eben nicht nur. Man erfährt auch etwas über die Tage, an denen A Rhiannon nicht begegnet, erfährt, wie A sein Leben bewältigt und das ist wirklich interessant. Im Film wurde das einfach rausgenommen. A sehen wir zu 99% nur an Tagen, an denen er/sie Rhiannon begegnet. Stattdessen erfahren wir mehr über Rhiannon, wie ihr Leben außerhalb dieser Beziehungsblase mit A aussieht und das ist auch interessant, dagegen habe ich gar nichts. Aber auf dessen Kosten werden andere wichtige Dinge weggeschnitten. Zum Beispiel ein Handlungsstrang, der A betrifft, der auch tatsächlich angeschnitten und dann doch nicht weitergeführt wird. Ich saß im Kino und wartete darauf, dass endlich mehr zu diesem speziellen Handlungsstrang passiert und konnte es nicht glauben, dass der als so unwichtig dargestellt wurde, weil er im Buch so verdammt wichtig war, A's Entscheidungen mit beeinflusst hat.
Am schlimmsten fand ich allerdings, dass aus diesem Buch, das mich wirklich berührt hat und das ein paar gute Fragen aufgeworfen, eine tolle Sichtweise aufgeworfen hat, so oberflächlich abgehandelt wurde. Die ganze Thematik der eigenen Identität ist nur ganz leicht angekratzt worden, was im Buch so vollkommen anders ist. Am besten hat man das meiner Meinung nach einer einer speziellen Szene gemerkt, über die ich mich jetzt noch aufregen kann. Rhiannon und A reden miteinander und Rhiannon fragt: "Fühlst du dich eigentlich eher als Junge oder als Mädchen." Und A antwortet allen Ernstes mit "Ja". Echt jetzt? Ich meine, hier wäre eine tolle Chance gewesen, mal etwas Tiefe in den Film zu bringen und dann kommt so eine nichtssagende, unlogische Antwort? Ich hab's nicht verstanden. Ich verstehe es noch immer nicht. Wie schon gesagt, es regt mich immer noch auf^^
Na ja, was ich damit also sagen will, ist, dass die wirklich vielversprechende Buchvorlage ganz einfach nicht genutzt wurde. Der Film hatte wirklich viel Potential, man hätte einen so schönen, berührenden Film daraus machen können. Und es hätte mich ja nicht gestört, wenn es ein paar Kleinigkeiten gewesen wären, die man im Vergleich zum Buch geändert hätte, damit muss man immer rechnen. Aber hier waren es einige große Änderungen, die die Verfilmung leider zum Negativen hin gewandelt haben und wegen derer ich wirklich enttäuscht aus dem Kino gegangen bin...
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