Autor: Marie Graßhoff
Verlag: Lübbe
Seiten: 460
Erscheinungsdatum: 27. November 2019
weitere Bücher des Autors:
Gedanken-verloren, Seraphine (Traum vom Licht, Kristalle der Sonne, Schattend es Glücks), Kernstaub-Dilogie (Kernstaub, Weltasche, Über das Versagen der Sterne), Die Schöpfer der Wolken, Neon Birds Trilogie (Neon Birds, Cyber Trips, Beta Hearts)
Klappentext
Es ist das Jahr 2101. Ein außer Kontrolle geratener technischer Virus verwandelt Menschen in hyperfunktionale Cyborgs, die dem Willen der künstlichen Intelligenz KAMI gehorchen. In Sperrzonen eingepfercht, werden sie von Supersoldaten bekämpft, die man weltweit als Stars feiert. Doch die Mauern beginnen zu bröckeln. Sekten beten KAMI als Maschinengott an. Und während der Kampf zwischen Menschheit und Technologie hin und her wogt, versuchen vier junge Erwachsene, den Untergang ihrer Zivilisation zu verhindern ...
Meine Meinung
Zur Buchgestaltung
Wenn das mal keine coole, moderne Gestaltung für ein SciFi Cover ist! Ich bin großer Fan dieses Lichterspiels, das man auf dem Cover bewundern kann. Und dann der Vogel im Himmel (den ich erst jetzt entdeckt habe)? Mega, wie der Titel auch noch mit aufgenommen wird!
Aber noch mehr liebe ich ja die Illustrationen, die mit ins Innere des Buches geschmuggelt wurden. Leute, hier bekommen wir die offizielle Fanart zu den vier Hauptcharakteren zu sehen! Ich bin großer Fan! So habe ich einen noch besseren Eindruck von unseren vier Protagonisten aus "Neon Birds" erhalten.
Zum Buch
Ich muss direkt mit meiner Schwärmerei weitermachen, denn schon seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich nichts mehr so Gutes aus dem Genre Science Fiction gelesen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass "Neon Birds" eines meiner Jahreshighlights werden könnte.
Dabei ist die Geschichte (wie auch die Autorin zugibt) ganz schlicht. Man kann sie nämlich zusammenfassen in: Supersoldaten kämpfen gegen Zombie-Cyborgs. Und das trifft es. Obwohl der Roman noch so viel mehr ist. Doch der Kern ist nunmal genau das, aber alles in einer genialen Welt stattfindend und unfassbar spannend geschrieben, dass ich immer und immer weiter lesen wollte. Und direkt Band 2 (der zum Glück vor Kurzem erschienen ist) bestellt habe.
Statt viele Worte zur Handlung zu verlieren (von der lest ihr lieber selbst), erzähle ich euch lieber etwas zum Worldbuilding. Man erfährt nicht alles, was es zu wissen gibt, sondern eher peu a peu gewisse Fakten. Doch das Wichtigste ist wohl, dass vor circa 30 Jahren der technische Virus KAMI außer Kontrolle geraten ist und die befallenen Menschen (Mojas genannt) in eine Art Cyber-Zombies verwandelt hat. Mojas sind schneller und stärker als Menschen, heilen schneller, haben höher entwickelte Sinne und manche von ihnen haben sich sogar noch weiter entwickelt. Jedoch ist an ihnen ein emotionaler Verfall zu erkennen, heißt, sie empfinden nichts mehr.
KAMI hat sich also rasend schnell ausgebreitet und konnte nur mit Mühe eingedämmt werden. Die Mojas wurden in Sperrzonen gesperrt und seitdem sucht das Militär nach Wegen, das Virus nicht nur besser zu verstehen, sondern auch zu bekämpfen, unter anderem mit verschiedenen Militäreinheiten.
Das ist also die Prämisse, unter der die Geschichte in "Neon Bords" beginnt. Das und dass wir das Jahr 2101 schreiben und die Erde kaum noch bewohnbar ist. In einigen Mega-Städten sitzen die Menschen eng auf eng in Hochhäusern, außerhalb dieser Städte lebt fast niemand. Ein krasser Kontrast dazu ist die Wichtigkeit von Pflanzen in dieser Gesellschaft. Anfangs war ich noch etwas verwirrt, weil auf jedem Tisch Kräuter zu stehen schienen, doch dann gab es schlüssige Erklärungen dafür und ich fand es schön, dass Marie Graßhoff diesen Gegensatz mit hineingewoben hat.
Erzählt wird die Geschichte übrigens aus vier Perspektiven: Luke, Flover, Andra und Okijen. Jeder von ihnen hat einen interessanten Handlungsstrang und ich hatte bei keinem das Gefühl, dass es mal stockt oder langatmig wird. Ich wollte einfach immer weiter lesen. Habe ich das schon erwähnt? Na dann jetzt eben nochmal. Totaler Sog-Faktor! Was auch an dem tollen Stil der Autorin liegt. Ich für meinen Teil habe stark gemerkt, wie viel Spaß sie beim Schreiben gehabt haben muss. Dieses Buch sprüht nur so vor Lebendigkeit, das merkt man in den Beschreibungen, den Dialogen. Manchmal benutzte sie ein wenig hochgestochene Begriffe, aber immer so, dass es nicht zu abgehoben wirkte und einfach perfekt in den Stil passte. Besonders schön fand ich außerdem, wie sie verschiedenen Sichtweisen auch sprachlich voneinander abgrenzte. Durch nichts Großartiges, sondern ein paar Kleinigkeiten. So waren die Kapitel aus Andras Sicht immer ein wenig anders geschrieben, beinhalteten sie eher noch altertümlichere Formulierungen. Das passte super zu ihrer anderen Herkunft, mit der sie sich von den drei anderen Protagonisten unterschied.
Und damit komme ich auch schon zu den Vieren, die ich vorhin schon erwähnt habe. Ich bin immer noch ganz begeistert von jedem von ihnen, weil sie einfach alle so viele Facetten erhalten haben. Jeder der Vier fühlte sich für mich wie ein runder Charakter an, mit der eigenen Vergangenheit, den Motiven, die sie antreiben, Persönlichkeiten. Wobei ich zugeben muss, dass Okijen mein Favorit war. Aber ich glaube, seine einfach nur freundliche, witzige Art, gepaart mit dem Hintergrund, dass er aus dem Militär ausgetreten ist, weil er ganz einfach nicht mehr kämpfen wollte, machen es schwer, ihn nicht zu mögen. Mein einziges Manko mit den Charakteren war, dass sie trotzdem noch relativ jung sind. Ja, mit 18 bis 21 Jahren sind die Protagonisten endlich mal nicht diese superbegabten Teenager, die durch ihre Geschichten zockeln, aber meiner Meinung nach hätte die Autorin sie doch teilweise gerne ein paar Jahre älter machen können.
Mein Fazit
Wie schon geschrieben kann es gut sein, dass "Neon Birds" zu einem meiner Highlights 2020 wird – momentan zumindest sieht es stark danach aus. Die Geschichte hatte für mich einfach alles, was sie hätte haben können, und mich so komplett für sich vereinnahmt. Nicht verwunderlich wahrscheinlich, dass ich 5 von 5 Sternen vergebe. Dann bin ich jetzt mal Band 2 lesen.
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